… STEFAN FISCHER-FELS?
: Das Grips Theater verjüngen

Die „freundliche Übernahme“ ist vollbracht. Vor einem Jahr hatte es Volker Ludwig, Gründer und Chef des Grips Theaters, verkündet: 42 Jahre an der Spitze des weltbekannten Kinder- und Jugendtheaters sind genug. Am Mittwoch nun präsentierte sich Stefan Fischer-Fels mit der Vorstellung des Spielplans 2011/2012 als neuer Intendant. Und stellte klar: Die Revolution findet nicht statt! Das Grips bleibt, was es ist: ein „Theater, das gesellschaftskritische Komödie macht“. Etwas verjüngen möchte er den Laden, sich ansehen, was Autoren und Regisseure um die 30 „aus der Grips-Tradition machen“. Ansonsten gelte es, „den Kern“ des Grips zu bewahren.

Richtig schwerfallen wird ihm das nicht. Zum einen, weil der 47-Jährige dahin zurückkehrt, wo alles begann: Von 1993 bis 2003 war Fischer-Fels Dramaturg und Theaterpädagoge im Haus am Hansaplatz, bevor er für acht Jahre ans Junge Schauspielhaus Düsseldorf verschwand. Zum andern bleibt Ludwig, inzwischen 74, dem Grips als Autor erhalten. Es schwang Stolz mit, als Fischer-Fels von Ludwigs neuem Stück „Pünktchen trifft Anton“ erzählte, einer Geschichte frei nach Erich Kästner. Dessen Erben „haben uns alle Rechte gegeben, weil sie sagen, dass Volker Ludwig der legitime Erbe von Kästner ist“. So kann Ludwig den Kinderbuchklassiker um die Frage kreisen lassen: Wie lernen sich das Mädchen aus reichem Haus und der arme Streichholzverkäufer-Junge eigentlich kennen?

Die Themenfelder arm/reich, dazugehören/ausgeschlossen sein will der neue Intendant schwerpunktmäßig beackern – auch in „Schöner Wohnen“, einer Geschichte von sieben Mietern, deren Haus luxussaniert wird. Mit der Komödie über den Modediskurs Gentrifizierung geht das Grips Theater am 2. September in seine neue Spielzeit.

Zeitgeistiges Gespür beweist Fischer-Fels auch beim zweiten Leitmotiv, das seine Stückauswahl bestimmt hat: In zwei der sechs Uraufführungen geht es um „das momentane Erziehungstohuwabohu“. Eng damit verbunden ist der dritte Themenkreis Rollenbilder/Rollenvorbilder, der mit einem Stück über vier schwer erziehbare Jungen bearbeitet wird.

So weit erkennt man das gute alte Grips. Doch nicht alles ist, wie es war. „Früher“, so Volker Ludwig am Mittwoch, „war es üblich, dass der letzte Satz drei Tage vor der Premiere geschrieben wurde.“ Jetzt aber verlange der Chef, sein Stück müsse vor den Sommerferien fertig sein. Schlimm! Aber das ist die neue Zeit. SUG Foto: Rumball