Amnesty entlässt seine Chefin

MENSCHENRECHTE Die deutsche Sektion von Amnesty International trennt sich von Generalsekretärin Monika Lüke. Grund: organisationsinterne Zerwürfnisse. Die Völkerrechtlerin war erst zwei Jahre im Amt

VON BERND PICKERT

BERLIN taz | Mit sofortiger Wirkung hat der Vorstand der deutschen Sektion der Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Generalsekretärin Monika Lüke von ihren Aufgaben entbunden. Grund der einstimmigen Entscheidung des siebenköpfigen ehrenamtlichen Vorstands sei, dass das Vertrauensverhältnis zerstört sei. Die Völkerrechtlerin Monika Lüke, 42, war erst vor zwei Jahren zur neuen Generalsekretärin berufen worden. Sie folgte auf Barbara Lochbihler, die inzwischen für die Grünen im Europaparlament sitzt.

Mit inhaltlichen Vorstellungen über die Menschenrechtsarbeit, sagt Vorstandssprecher Stefan Keßler der taz, hätte das Zerwürfnis mit Monika Lüke nichts zu tun. Die seit einigen Jahren erfolgte Erweiterung des Engagements – von den bürgerlichen und Freiheitsrechten auf die wirtschaftlichen, sozialen und Kulturellen Rechte – komme zwar bei vielen Mitgliedern der Organisation nicht so gut an, habe aber in dem Streit mit Lüke keinerlei Rolle gespielt. Es sei ausschließlich um organisationsinterne Fragen gegangen; die Vorstellungen des Vorstands darüber, wie seine Vorgaben umzusetzen seien, und die der Generalsekretärin hätten immer weiter auseinandergeklafft.

Tatsächlich gehörten zu den Erwartungen an die damals neue Generalsekretärin auch Umstrukturierungen im Berliner Generalsekretariat selbst. Schon seit Längerem war aus Mitarbeiterkreisen immer wieder von heftigen Konflikten berichtet worden. Seit rund einem Jahr, sagt Stefan Keßler, sei das Verhältnis angespannt gewesen.

Lüke ist derzeit in Mutterschutz und wurde schon bei den gerade vergangenen Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Organisation von ihrem Stellvertreter Wolfgang Grenz vertreten, der die Aufgabe weiterhin kommissarisch übernehmen wird. Wann die Position neu vergeben werden kann, hängt vom Ausgang der Verhandlungen mit Monika Lüke über einen Aufhebungsvertrag ab. Der Vorstand sei an einer einvernehmlichen Lösung interessiert.