Streik legt Pakistans Städte lahm

Opposition steht zunehmend geeint gegen Militärmachthaber Pervez Musharraf

DELHI taz ■ Ein von den Oppositionsparteien ausgerufener Generalstreik hat gestern die meisten großen Städte in Pakistan lahmgelegt. In Karatschi wurde zudem ein Ausgehverbot verhängt und der Polizei Schießbefehl erteilt. Sie wollten damit verhindern, dass nach den Zusammenstößen vom Samstag mit über 30 Toten die Gewalt erneut eskaliert. Es kam dennoch zu einzelnen Zwischenfällen.

So wurde in Islamabad ein hoher Beamter des Obersten Gerichts von Heckenschützen erschossen. Dort war ein Ausgehverbot in Kraft, nachdem Anwälte gedroht hatten, den Auftritt des suspendierten Obersten Richters, Iftikhar Chaudhry, vor dem Gericht zum Anlass für neue Proteste zu nehmen. Diese blieben aus, da das Gericht den Termin auf Dienstag verschob.

In Karatschi war die Unsicherheit auch deshalb groß, weil am Sonntag in verschiedenen Stadtteilen weitere Schießereien sieben Personen das Leben gekostet hatten. Dies hat die Todeszahl in drei Tagen auf 41 erhöht. Vor allem zwei Todesfälle im Paschtunen-Quartier der Stadt erinnerten viele Bewohner zudem an die Jahre zwischen 1986 und 1996, als sich die Stadt regelmäßig in eine Kriegszone verwandelte, mit Todesstreifen zwischen den Quartieren der verschiedenen Bevölkerungsgruppen – lokalen Sindhis, Balutschen, Paschtunen und Migranten, die nach 1947 aus Indien einwanderten. Deren Partei MQM und ihre Milizen, Femegerichte und Folterkammern waren am meisten gefürchtet. Die Armee hatte damals erfolglos versucht, die MQM mit einem rivalisierenden Schlägertrupp zu vernichten. Heute ist sie Teil der Regierungskoalition von Musharraf. Die protestierenden Anwälte warfen ihm gestern vor, die demokratische Bewegung wie damals mithilfe bewaffneter Banden zu unterdrücken.

Es könnte gut sein, dass Musharraf genau das Gegenteil erreicht. Die Proteste gegen die Absetzung des Obersten Richters Chaudry werden immer mehr zu einer Plattform, auf der sich die Opposition zusammenfindet. Bisher war es Musharraf gelungen, die einen gegen die anderen auszuspielen. Er hat es auch jüngst wieder versucht, als er durchsickern ließ, dass es zwischen ihm und der exilierten Expremierministerin Bhutto Kontakte über einen möglichen Deal gebe. Ein solcher ist nun weit entfernt, bildeten Aktivisten von Buttos PPP doch die eigentlichen Zielscheiben der MQM-Störtrupps, mit der größten Zahl an Opfern. BERNARD IMHASLY