Zwei Tage Kunst im Neuköllner Knast

EVENT „Luxus Neukölln“ heißt dieses Jahr das Motto von „48 Stunden Neukölln“. Dazu passend der neue Limousinenshuttle und kulinarische Schmankerl. Das Gegenprogramm: ein Besuch im gut versteckten ehemaligen Neuköllner Gefängnis

„Café Schönstedt“ nannten die Neuköllner früher liebevoll ihr kleines Gefängnis. 1988 wurde es für immer geschlossen. Heute findet sich auf der Karl-Marx-Straße kein Hinweis auf das graue Gebäude im zweiten Hinterhof am Amtsgericht. Tritt man in den Hof, verdunkelt ein rundumgespanntes Drahtnetz den Himmel, ein Wachturm reckt sich ins Bild. Und plötzlich treten sogar zwei Gefängniswärter auf den Hof und rufen sich Kommandos zu.

Vom 17. bis 19. Juni findet hier zum 13. Mal das Kunst- und Kulturfestival „48 Stunden Neukölln“ statt. Die Besucher können 550 Veranstaltungen an rund 340 Orten erleben, darunter auch das ehemalige Gefängnis. 43 KünstlerInnen haben sich die schmalen Gänge und die sechs Quadratmeter kleinen Zellen vorgenommen. Die stehen ansonsten leer, wenn nicht gerade – wie beim Presserundgang am Donnerstag – Berliner Vollzugsbeamte hier für den „Ernstfall“ üben. Daneben wird das Gebäude nur gelegentlich für Filmprojekte genutzt. Das wollen die Initiatoren vom Institut für Raumforschung mit ihrer Ausstellung ändern.

„Luxus Neukölln“ ist in diesem Jahr das Motto der 48 Stunden Neukölln. Schirmherr ist der dandyeske Modezar und Kunstsammler Wolfgang Joop. Wie bei den vorigen Ausgaben von „48 Stunden“ haben die Besucher von Freitag bis Sonntag genau zwei Tage Zeit, bildende Kunst, Theater, Tanz und Performances, Lesungen, Führungen und Feste zu entdecken. Die Zahl von 70.000 Besuchern des Vorjahres will das Kulturnetzwerk Neukölln erneut erreichen.

Damit vielleicht noch ein paar mehr Besucher den Weg in den sogenannten Problembezirk finden, lassen sich die Veranstalter erstmals einen Limousinenservice sponsern. Die schicken Wagen pendeln zwischen der Neuen Nationalgalerie und Neukölln. Vor Ort werden die Besucher wieder mit dem Rikscha-Shuttle die Karl-Marx-Straße entlangchauffiert.

Ebenfalls neu ist der 1. Kunstpreis der Veranstaltung. 42 ausgewählte Wettbewerbsbeiträge konkurrieren um zwei jeweils mit 500 Euro dotierte Publikumspreise. Am Sonntag verleiht zusätzlich eine Jury ihren Preis in der alten Kindl-Brauerei.

Mehr als ein kulinarisches Schmankerl soll das ergänzende Fest im Fest „Kiez International“ werden. So sollen vor allem junge Migranten stärker mit einbezogen werden. JAKOB WAIS

Infos: 48-stunden-neukoelln.de