: Kampf um Krippen
Nordrhein-Westfalens Städte und Gemeinden lehnen Rechtsanspruch auf Krippenplätze ab: Kosten zu hoch
DÜSSELDORF taz ■ Die kommunalen Spitzenverbände Nordrhein-Westfalens lehnen den von der Berliner Koalition beschlossenen Rechtsanspruch auf Krippenplätze ab. Dieser sei „unnötig“, so der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, Bernd Jürgen Schneider, gestern in Düsseldorf. Auch sei die Finanzierung unsicher: Der Bund will nur ein Drittel der geschätzten Kosten in Höhe von zwölf Milliarden Euro übernehmen. Der Städtetag NRW argumentiert ähnlich: Ein Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz berge die Gefahr, dass weit mehr Eltern die Kinderbetreuung als bisher geplant in Anspruch nähmen.
Die im Bund regierende Koalition aus CDU und SPD will den Rechtsanspruch auf Krippenplätze erst dann realisieren, wenn die Versorgung von 35 Prozent aller Kinder gesichert ist. Dies soll nach Planungen von CDU-Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen im Jahr 2013 der Fall sein. Ihr Parteifreund, Nordrhein-Westfalens Familienminister Armin Laschet, begrüßte die Einigung grundsätzlich als „gutes Signal“. Der Rechtsanspruch aber komme zu spät: „Man darf solche Anliegen nicht auf eine Zeit in sechs Jahren verschieben“, sagt Laschet. Derzeit bietet NRW nur für 3,8 Prozent der Unter-Dreijährigen einen Krippenplatz. Auch die NRW-SPD feierte den Kompromiss – der trage „eindeutig die Handschrift sozialdemokratischer Familienpolitik“.
Kritik kam dagegen von den Grünen. „2013 sind heute geborene Kinder sechs Jahre alt“, so die familienpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Andrea Asch, zur taz. Die Koppelung eines Rechtsanspruchs an die Zahl der vorhandenen Krippenplätze offenbare ein „hanebüchenes Rechtsverständnis“.ANDREAS WYPUTTA
kommentar, brennpunkt SEITE 5
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen