Bremer CDU
: Auf halbem Weg stehen geblieben

In Bremen hat die CDU einiges versucht, um eine „moderne Großstadtpartei“ zu werden. Gescheitert ist sie trotzdem kläglich. Neidisch schielt man auf Hamburgs Ersten Bürgermeister Ole von Beust, der in ein paar Jahren vom Abonnements-Loser zum Sonnenkönig mutierte. Warum klappt das in Bremen nicht?

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Zunächst haben sie vor allem bei der Form abgekupfert: Das Hauptquartier Café Röwekamp war bis zum Interieur in poppigem Orange eine Kopie des Café Ole aus dem letzten Hamburger Wahlkampf. Auch die Kandidatenliste haben die Bremer eindrucksvoll verjüngt. Aber das Programm war das alte: Wirtschaft, Wirtschaft über alles! Zuletzt aufgebrachte sozialpolitische Tupfer wirkten einfach nicht authentisch.

Das liegt auch am Spitzenkandidaten: Ein Innensenator Thomas Röwekamp, der noch damit zu tun hat, sich als Hardliner in Sachen Recht und Ordnung zu profilieren, kann nicht gleichzeitig für „mitfühlenden Konservatismus“ stehen – das war ein Eiertanz. Aber das eigentliche Problem ist Parteichef Bernd Neumann. Unter dessen reaktionärem Geifern aus der Kohl-Ära kann keine glaubwürdige Erneuerung gelingen.

In Hamburg fiel die übrigens auch nicht vom Himmel: Erst nach Privatisierungsorgien und Sozial-Kahlschlag entdeckte die CDU Themen wie die kontrollierte Heroinabgabe oder die Abschaffung der Hauptschule. Und sie hatte dabei gegenüber den Bremern einen Vorteil: Sie musste sich nicht von einem Seniorpartner SPD abgrenzen.