Nach den Brieftauben

Thomson übernimmt Reuters für 13 Milliarden Euro

Reuters, die größte Nachrichtenagentur der Welt, fusioniert mit dem kanadischen Informationskonzern Thomson. Die Reuters-Gründeraktiengesellschaft gab gestern grünes Licht für das Geschäft, das sich Thomson umgerechnet knapp 13 Milliarden Euro kosten lässt. Damit überholt Thomson-Reuters Marktführer Bloomberg auf dem Sektor der Wirtschaftsinformationen. Reuters-Geschäftsführer Tom Glocer, der bei dem Geschäft rund 45 Millionen Euro einstreicht, wird auch Leiter des neuen Konzerns, Thomsons Chef Richard Harrington geht in den Ruhestand.

Nach Bekanntgabe der Fusion stiegen die Reuters-Aktien gestern, während die Thomson-Aktien fielen. Die Thomson-Familie wird mit 53 Prozent Anteilen Mehrheitsaktionär des neuen Unternehmens, was eigentlich gegen die Reuters-Prinzipien verstößt. Die besagen, dass nicht mehr als 15 Prozent der Aktien in einer Hand sein dürfen. „Die Fusion dieser beiden großartigen Firmen schafft ein außergewöhnliches globales Informationsunternehmen, das nach den Prinzipien der Reuters-Stiftung geführt wird“, behauptet Glocer dennoch. Er hatte nach seiner Amtsübernahme im Jahr 2001 die Kosten um rund 1,5 Milliarden Euro im Jahr gesenkt, indem er tausende Jobs strich.

Im Zuge der Fusion werden weitere 50.000 Arbeitsplätze vernichtet, wodurch noch mal 750 Millionen im Jahr eingespart werden. Die Gewerkschaften bei Reuters sind denn auch nicht begeistert von der Fusion. „Wir haben trotz gegenteiliger Versicherungen große Bedenken, dass Reuters den hohen journalistischen Standard, die Integrität, Unabhängigkeit und Unparteilichkeit wahren kann, die den Ruf des Unternehmens seit 156 Jahren ausmachen“, heißt es in einem Brief an die Gründeraktiengesellschaft.

Reuters wurde 1851 von dem deutschen Immigranten Paul Julius Reuter gegründet. Er nutzte ein neues Kabel zwischen Calais und Dover, um Börsennotierungen zwischen London und Paris zu übermitteln. Vor seiner Auswanderung hatte Reuter Nachrichten aus Brüssel in seine Heimatstadt Aachen einfliegen lassen – mit Brieftauben. RASO