Israel intensiviert Angriffe in Gaza

Mehrere Tote nach israelischen Luftschlägen und Kämpfen zwischen Fatah und Hamas

JERUSALEM taz ■ Mit Straßenkämpfen auf der einen Seite und israelischen Bombardierungen auf der anderen wird die Bevölkerung im Gaza-Streifen von zwei Seiten bedroht. Ungeachtet der in der Nacht zum Donnerstag vereinbarten Waffenruhe fanden gestern erneut Gefechte zwischen bewaffneten Gruppen von Hamas und Fatah statt. Gleichzeitig intensivierte die israelische Luftwaffe ihre Angriffe und tötete am Morgen mindestens fünf Palästinenser, darunter vier bewaffnete Hamas-Angehörige.

Der Angriff folgte dem seit Anfang der Woche stattfindenden heftigen Beschuss durch Mörsergranaten und Kassam-Raketen, die aus dem Gaza-Streifen zumeist auf die israelische Stadt Sderot lanciert werden. Morgen will die Regierung über eine weitere Expansion der Militäroperationen beraten.

Während der jordanische König Abdallah II. vor Militärmaßnahmen warnte, bei denen die Bevölkerung verletzt werden könnte, äußerte Ägyptens Präsident Husni Mubarak überraschendes Verständnis für Israel, das, „wie jedes Land das Recht der Selbstverteidigung“ genieße. Israels Oppositionsführer Benjamin Netanjahu hatte zuvor die Regierung dazu aufgerufen, die palästinensische Infrastruktur anzugreifen. Unklar blieb, ob die Armee eine größere Bodenoffensive plant. Vorläufig ist nur eine begrenzte Anzahl von Truppen im Grenzbereich auf palästinensischer Seite postiert. „Wir werden so lange schießen, bis sie ‚Stop‘ sagen“, zitierte Ynet, die Online-Ausgabe der auflagenstärksten Tageszeitung Yediot Achronot, einen hohen Mitarbeiter des Verteidigungsapparates, der davon ausgeht, die Raketenbedrohung „auf null“ herunterschrauben zu können.

Die israelischen Offensiven haben in der Vergangenheit nie ihr Ziel, die Raketenangriffe zu stoppen, erreicht. Die Opfer sind vor allem die Zivilisten. Im Verlauf der letzten Operation, im vergangenen November, waren bei einem missglückten israelischen Angriff 19 Mitglieder einer einzigen Familie ums Leben gekommen. Eine erneute Offensive käme den palästinensischen Milizen gerade recht, würde sie zumindest vorläufig die blutigen innerpalästinensischen Schlachten beilegen.

Im Tagesverlauf kam es gestern im Gazastreifen immer wieder zu Gefechten. Mit von Propellern angetriebenen Granaten griffen Angehörige der Präsidentengarde die Islamische Universität in Gaza an. Das Institut wird von der Hamas finanziert. Offenbar hatten islamistische Kämpfer das Gelände als Basis für Angriffe auf die in der Nähe gelegenen Polizeiquartiere genutzt. “Die israelischen Besatzungstruppen bombardieren Hamas-Quartiere und die Präsidentengarde greift die Islamische Universität an“, verknüpfte Fausi Barhum, ein Hamas-Sprecher im Gazastreifen, die beiden Zwischenfälle und brachte damit den Verdacht auf, dass die Fatah mit den Israelis gemeinsame Sache macht. SUSANNE KNAUL