Probleme mit Gentech-Kartoffeln

Der Chemiekonzern BASF darf seine gentechnisch veränderten Stärkekartoffeln vorerst nicht wie geplant in Deutschland anbauen

Mit seinen Gentechkartoffeln hat der Chemiekonzern BASF dieses Jahr kein Glück. Noch Anfang des Jahres ging der Konzern davon aus, in diesem Frühjahr erstmals seine Stärkekartoffel Amflora großflächig in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern anbauen zu dürfen. Daraus wird jetzt nichts. Die EU-Kommission hat plötzlich Bedenken bekommen und will erst noch ein Gutachten einholen.

Die zur Gewinnung von Industriestärke konstruierten Amflora-Knollen haben nicht nur eine veränderte Stärkezusammensetzung, sie enthalten als Marker auch ein Resistenzgen gegen das in der Medizin eingesetzte Antibiotikum Kanamycin. Nach der EU-Freisetzungsrichtlinie dürfen kommerziell genutzte Gentechpflanzen jedoch keine medizinisch relevanten Resistenzgene gegen Antibiotika enthalten. Eigentlich war die EU-Zulassung für den kommerziellen Anbau der Amflora-Knollen nur noch eine Formsache. Doch nun hat die Kommission entschieden, erst noch eine Stellungnahme über die Risiken der Kanamycin-Resistenz bei der Europäischen Arzneimittelbehörde Emea einzuholen.

Auch in Irland und den Niederlanden hat die Plant-Science-Abteilung von BASF jetzt Rückschläge wegzustecken. In Irland geht es um pilzresistente Gentechkartoffeln, die besonders widerstandsfähig gegen den Erreger der Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) sein sollen. Schon im vergangenen Jahr wollten der Konzern dort im Freiland seine pilzresistenten Pflanzen testen. Er hatte auch schon einen Anbaugenehmigung für fünf Jahre erhalten. Aufgrund von massiven Protesten und besonderen Sicherheitsauflagen wurden die Freilandversuche seinerzeit jedoch um ein Jahr verschoben.

Jetzt gibt der Konzern den Versuchsstandort Irland ganz auf. Ein Sprecher von BASF bestätigte gegenüber dem Irish Independent, dass die Experimente in Irland gecancelt worden sind. Die Freilandversuche sollen jetzt in Großbritannien durchgeführt werden. Wie in Irland hatte BASF auch in den Niederlanden bis vor kurzem eine gültige Anbaugenehmigung für die pilzresistenten Kartoffeln sowie für zwei weitere Gentechsorten vorliegen. Bei den beiden Letzteren handelt es sich um Kartoffeln mit veränderter Stärkezusammensetzung. Die oberste niederländische Instanz, der „Raad van State“, jedoch erklärte vor wenigen Tagen die vom Umweltministerium ausgesprochene Genehmigung für „illegal“. Nach Ansicht des Staatsrats sind die Kartoffeln vorab nicht genug im Labor oder Gewächshaus getestet worden, so dass eine Umwelt-Risikoabschätzung nicht möglich sei. Zudem habe BASF nicht alle notwendigen Daten für eine Bewertung vorgelegt. Das Umweltministerium hätte die Genehmigung daher erst gar nicht erteilen dürfen. WOLFGANG LÖHR