„Ökologe durch und durch“

Der profilierte Umweltpolitiker der Bundestags-Grünen, Reinhard Loske, soll Bremer Senator werden – aber vielleicht für Wissenschaft und Bildung. Kein Problem, findet er: „Mich interessiert beides“

REINHARD LOSKE sitzt für die Grünen im Bundestag, noch. Portrait SEITE 22

INTERVIEW ARMIN SIMON

taz: Herr Loske, darf man schon sagen: Umweltsenator in spe?

Reinhard Loske: Mal langsam. Der Landesvorstand hat vorgeschlagen, dass ich der Verhandlungskommission mit der SPD angehören und Senator werden soll. Entscheiden tut das aber die Partei. Was die Ressorts angeht: Die Grünen haben mich sicher wegen beider Profile angesprochen, einmal Umwelt–Energie–Klima, aber auch Forschung–Wissenschaft–Bildung.

Was reizt Sie mehr?

Ich bin Ökologe durch und durch, das ist mein Lebensmotiv, andererseits bin ich auch Mann der Wissenschaft gewesen. Mich interessiert beides, in beiden Fällen würde Herzblut fließen.

Sie treten für einen „radikalen Realismus in der Umweltpolitik“ ein, beschäftigen sich mit Stammzellforschung und Gentechnik. Was qualifiziert Sie für den Bremer Senat?

Ich möchte mit meinem inhaltlichen Profil und meiner bundespolitischen Erfahrung gute Arbeit für Bremen leisten.

Kennen Sie Bremen denn?

Ich kenne die Stadt, kann sie aber bestimmt noch viel besser kennen lernen. Ich habe Freunde und Verwandte dort, die Mutter meiner Frau ist Bremerin. Außerdem kann ich mich schnell eindenken, einfühlen und einleben.

Was wären die Ziele von Senator Loske?

Bremen als moderne, ökologische Stadt und als Wissensstadt: Das wären meine beiden Leitmotive. Als „Infrastruktur“-Senator kann man viel dafür tun, die Stadt lebenswerter und ökologischer zu gestalten. Ich würde zeigen, dass eine Stadt wie Bremen viel energieintelligenter wirtschaften kann, und darauf achten, dass wir unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten: in unseren Häusern, im Verkehrssystem, in der Energieerzeugung.

Und als Bildungssenator?

Da muss ich mich noch ins Detail reinfuchsen. Bildung ist der zentrale Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe, auf der Strecke müssen wir arbeiten.

Als bildungspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion haben Sie sich einst für Bachelor und Master stark gemacht.

Es ging damals um die europäische Harmonisierung der Studienabschlüsse und die Internationalisierung unserer Unis. Die starke Verschulung der Hochschulen macht mir Sorge. Unis müssen Freiräume haben, wo man auch mal vom geraden Weg ein bisschen abgehen kann – wie ich es selber auch gemacht habe.

In Bremen konkurrieren Gesamtschulen mit dreigliedrigem Schulsystem. Gut so?

Ich bin ein Anhänger von Pluralität und Chancengerechtigkeit. Es muss Standards geben, die von allen gehalten werden. Jenseits davon sind individuelle Schulprofile ausdrücklich wünschenswert. Die Ganztagsschule halte ich für den richtigen Weg.

Die Grünen, fordern Sie, müssten häufiger „Zumutungen formulieren“. Was blüht den BremerInnen?

Dafür ist es noch zu früh. Aber es wäre naiv anzunehmen, wenn es keine Zumutungen geben würde.

Würden Sie Berlin komplett den Rücken kehren?

Ich würde mein Bundestagsmandat abgeben, mein Hauptspielfeld wäre dann Bremen. In der nationalen Politik will ich mich aber weiter engagieren.

Vor einem Jahr sind sie vom Amt des Vize-Fraktionschefs zurückgetreten – nach einem Streit mit dem Bremer Jürgen Trittin. Der wird ja bisweilen auch als Senator gehandelt …

Das war eine Ente.