Eine Millionen Frager

Verbraucherzentrale NRW ist gefragt wie nie: Jetzt will sie einen privaten Fonds gründen, um sich zu finanzieren

DÜSSELDORF dpa ■ Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat im vergangenen Jahr erstmals über eine Million Anfragen von Ratsuchenden gezählt. Ungebetene Werbung am Telefon, gestiegene Gaspreise und Kostenfallen im Internet brachten die Verbraucher besonders in Rage, berichtete Vorstandschef Klaus Müller gestern bei der Jahresbilanz von Deutschlands größter Verbraucherzentrale in Düsseldorf. 3,8 Millionen Besucher wurden auf den Internet-Seiten der Verbraucherschützer gezählt.

Trotz des Zuspruchs plagen die Verbraucherschützer Geldsorgen: Die Landeszuschüsse sanken in den vergangenen Jahren um mehr als 20 Prozent. Projekte mussten eingestellt, Mitarbeiter entlassen werden. Deswegen wollen die Verbraucherschützer bei der Finanzierung ihrer Arbeit nun einen heiklen Weg gehen: Die Wirtschaft soll die Arbeit ihrer Kritiker und Kontrolleure mit Spenden finanzieren.

Um eine Abhängigkeit zu vermeiden und die Neutralität zu wahren, soll das Geld in einen bundesweiten Fonds fließen, aus dessen Erträgen die Verbraucherarbeit künftig mitfinanziert werden soll. „Wir setzen darauf, dass es auch Unternehmen gibt, die Interesse an einem fairen Wettbewerb haben“, sagte Müller.

Der Vorstandschef kritisierte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD). Sie blockiere ein schärferes Vorgehen gegen illegale Telefonwerbung. Vertragsabschlüsse am Telefon sollten grundsätzlich unzulässig sein, forderte Müller. „Es ist ein Skandal, dass das Thema nicht ins Rollen kommt.“ Er hoffe nun auf eine Gesetzesinitiative aus Nordrhein-Westfalen gegen die „Wildwest-Methoden“, die sich inzwischen beim illegalen Telefonvertrieb etabliert hätten.