Stunk in Rheinberg

Heizkraftwerk in Rheinberg wird mehr Müll verbrennen als bislang bekannt, gesteht der Betreiber

RHEINBERG taz ■ Das Chemieunternehmen Solvay hat bei der Erörterung zum Bau eines Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerks auf seinem Rheinberger Werksgelände eine schwere Schlappe hinnehmen müssen. Die Gegner des Projekts wiesen bei der Diskussion in der Rheinberger Stadthalle nach, dass die Firma die Abgas-grenzwerte nicht wird einhalten können. Das Unternehmen habe keine Bilanzierung über Schwermetalle und andere Stoffe angestellt, so Ingo Goedecke vom BUND. Bei einem einstufigen Filterverfahren könne die Solvay nicht die Bundesimmissionsschutzverordnung einhalten, ergänzte Peter Gebhardt, Gutachter der Bürgerinitiative BISS.

Die Solvay muss jetzt bis Anfang Juni neue Unterlagen präsentieren, die am 20. Juni noch einmal öffentlich erörtert werden müssen. BISS-Anwalt Philipp Heinz bewertete das als „großen Erfolg“ für die Kritiker: „Der Antragsteller hat einräumen müssen, dass er den Nachweis nicht erbringen kann.“ Die Solvay versuchte den Eindruck der Schlamperei wegzuschieben. „Hier wurde auf einen Schwachpunkt hingewiesen, und wir werden ihn bearbeiten“, meinte der Vertreter der Solvay, Wilfried Kleiböhmer.

Zuvor hatten die Solvay außerdem einräumen müssen, dass aufgrund des unterschiedlichen Brennwerts der Ersatzstoffe bis zu 509.000 Tonnen Müll in der Anlage verbrannt werden könnten – und nicht nur die 400.000, die nach den bisherigen Firmenangaben maximal anfallen sollten. Solvay-Sprecher Wilfried Kleiböhmer wiedersprach dem Vorwurf, man habe die Öffentlichkeit bewusst in die Irre geführt: Solvay habe schon Anfang 2006 erklärt, dass im Mittel etwa 400.000 Tonnen Müll verbrannt würden, zu bestimmten Zeiten jedoch auch mehr. A. FLORIÉ