„Thanks, Frank.“ „Danke, John.“

DIPLOMATIE Beim Besuch des US-Außenministers in Berlin beschwören John Kerry und die Bundesregierung ihre guten Beziehungen

Kerry und Steinmeier traten in Berlin sehr einig auf

VON TOBIAS SCHULZE

BERLIN taz | John Kerry ist zurück, zumindest für zwei Tage: Am Dienstagabend landete der US-Außenminister in Berlin, am Mittwochvormittag besichtigte er mit seinem Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier (SPD) an der Bornholmer Straße die Berliner Mauer. „Welcome back!“, rief ihm der Deutsche zur Begrüßung zu: In den 1950er Jahren hatte Kerry eine Weile in Berlin verbracht, wo sein Vater als Diplomat in der US-Botschaft arbeitete. Einmal habe der junge Johnny in dieser Zeit sein Fahrrad geschnappt und sei in den sowjetischen Sektor gefahren, berichtete der US-Außenminister nun. Lange ausgehalten habe er es dort aber nicht: Alles zu grau, zu finster und zu deprimierend.

Damit war er auch schon Mitten im Thema: Der Frieden und die Einheit Europas seien heute erneut in Gefahr, sagte Kerry und spielte damit auf die Krise in der Ukraine an. 25 Jahre nach dem Fall der Mauer dürfe nicht wieder eine neue Spaltung Europas zugelassen werden, fügte Steinmeier hinzu. Über den Krieg in der Ostukraine hatten beide schon am Vorabend in einem mehrstündigen Gespräch beraten. Nun appellierten sie an die Konfliktparteien, die Vereinbarungen der Waffenstillstandsvereinbarung von Minsk umzusetzen. Dann, so Kerry, könne die Ukraine in Zukunft als „Brücke“ zwischen Russland und dem Westen dienen.

Uneinig traten Kerry und Steinmeier in Berlin nicht auf. Davon, dass das Verhältnis zwischen den USA und Deutschland nach der NSA-Spähaffäre noch immer als belastet gilt, ließen sich die beiden Außenminister nichts anmerken. Im Gegenteil: Kerry dankte der Bundesregierung für ihre Vermittlungsbemühungen in der Ukraine-Krise, Steinmeier revanchierte sich mit einem Dank an den Amerikaner für die Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern. Am Nachmittag beschwor auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor einem Gespräch mit Kerry die guten Beziehungen zwischen Berlin und Washington: Es sei gut, „dass wir in enger Partnerschaft und Abstimmung“ mit den USA agierten.

Kooperiert haben beide Staaten auch im Fall dreier amerikanischer Jugendlicher, die offenbar in den Dschihad nach Syrien reisen wollten, aber am Sonntag am Frankfurter Flughafen aufgehalten wurden. Dafür sprach Kerry einen Extradank aus – diesmal an die deutschen Sicherheitsbehörden. Dabei gab er sich auch selbstkritisch: „Jeder auf der Welt kann mehr tun, um den Einsatz ausländischer Kämpfer dort zu verhindern“, sagte er und schloss die US-Behörden ausdrücklich ein.

Dann betonten Steinmeier und Kerry ein letztes Mal ihre Zusammenarbeit: Bei den Atomgesprächen mit dem Iran sei man auf einem guten Weg; die gemeinsamen Verhandlungen mit der Regierung in Teheran könnten unter Umständen bald abgeschlossen werden. Und das auch wegen der deutschen Bemühungen, schmeichelte Kerry seinem deutschen Kollegen: „Wir sind sehr dankbar für euren Beitrag in dieser Angelegenheit.“

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