„Eine besondere Sensibilität“

Eine politische Biografie von Erik Blumenfeld

■ 49, Historiker an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte. Veröffentlichte zahlreiche Studien zur NS-Geschichte.  Foto: Maike Raap/FZH

taz: Herr Bajohr, was hat sie an dem ehemaligen Hamburger CDU-Politiker Erik Blumenfeld (1915-1997) interessiert?

Frank Bajohr: Das Interesse kam, als ich bemerkte, dass er der einzige Bundestagsabgeordnete gewesen ist, der selbst einmal Häftling in Ausschwitz war. Ich wollte wissen, wie er mit dieser Erfahrung umgegangen ist und in welcher Weise sie sein politisches Leben bestimmt hat.

Und auf welche Zusammenhänge sind Sie gestoßen?

Er hat vor allem innerhalb der CDU eine besondere Sensibilität im Umgang mit der NS-Vergangenheit an den Tag gelegt und sich Anfang der 1960er Jahre massiv gegen jede Form der Amnestierung von NS-Tätern ausgesprochen. Auch die Tatsache, dass heute Mord nicht verjährt, ist ein Resultat der Verjährungsdebatte von 1979 – und wesentlich ihm zu verdanken.

Welche Rolle spielte Blumenfeld als CDU-Landesvorsitzender, der er ab 1958 zehn Jahre lang war, in der Bundespolitik?

Er markierte in besonderer Weise das politische Profil Hamburgs in der Bundespolitik. Nicht zuletzt in außenpolitischen Fragen. Schon in den 1950er Jahren gehörte er beispielsweise zu denjenigen, die für ein kooperatives Verhältnis mit dem Ostblock eingetreten sind.

Was gab letztlich den Impuls zum Buchtitel „Hanseat und Grenzgänger“?

Blumenfeld ist vor Ole von Beust der bedeutendste Christdemokrat der Stadt und ein Hanseat im altmodischen Sinne. Gleichzeitig ist er ein Grenzgänger zwischen unterschiedlichen Milieus und politischen Strömungen. INTERVIEW: FWI

Buchvorstellung „Erik Blumenfeld. Hanseat und Grenzgänger“: 19.30 Uhr, Galerie Morgenland, Sillemstr. 79