Gar nicht haarig – bei der richtigen Pflege

Ein Haar ist stärker als ein gleich dicker Aluminium- oder Nylonfaden – wenn es gesund ist. Natürliche Wirkstoffe sorgen dafür

Welche Shampoos dem feinen – und oft „überpflegten“ – Haar ganz natürlich mehr Volumen schenken, hat die Zeitschrift Öko-Test im Mai veröffentlicht. Insgesamt hat das Verbrauchermagazin 24 Produkte auf Inhaltsstoffe und Verträglichkeit gestestet. Das Ergebnis: 13 Shampoos schnitten mit „sehr gut“ oder „gut“ ab. Sieben Produkte dagegen wurden mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ beurteilt – da hilft das beste Styling nichts. Gründe für die schlechten Noten waren zum einen die enthaltenen Formaldehyd-Abspalter. Diese Stoffe stehen im Verdacht, Krebs zu erregen, außerdem können sie schon in geringen Mengen die Schleimhäute reizen und Allergien auslösen. In drei der getesteten Shampoos wurden zudem polyzyklische Moschusverbindungen entdeckt. Sie verleihen den Produkten zwar einen angenehmen Duft, reichern sich aber im menschlichen Fettgewebe an. Das Vergällungsmittel Diethylphthalat wurde in vier Shampoos nachgewiesen. Diese Substanz wird von der Haut aufgenommen und beeinflusst ihren Schutzmechanismus.

Ob morgens vor dem Weg ins Büro oder abends vor dem Date: Die Zeit vor dem Badezimmerspiegel rennt dahin. Das Styling der Haare nimmt kein Ende. Und nicht lange nachdem es endlich geschafft zu sein scheint, kommt die Ernüchterung. Die ach so schöne, voluminös und locker fallende Haarpracht liegt schon wieder platt am Kopf. Das liegt jedoch selten daran, dass das Haar besonders dünn ist. Schuld haben meist die verwendeten Shampoos und Kuren. Denn sie beinhalten oft Pflegestoffe, die das Haar extrem beschweren und ein perfektes Styling nahezu unmöglich machen.

Unsere Haare sind stärker als erwartet, stärker sogar als ein gleich dicker Aluminium- oder Nylonfaden. Das sogenannte Keratin sorgt dafür. Es ist ein Eiweiß, das wie jedes Eiweiß aus einer Kette von Aminosäuren besteht. In dieser Kette ist eine Schwefelkohlenstoff-Verbindung, die „Cystein-Brücke“, besonders wertvoll für die Haarfestigkeit. Sie hält den Haarschaft zusammen. Ist sie beschädigt oder zerstört, wird’s haarig: Das Haar franst aus. Es sieht kraus, gesplisst und glanzlos aus.

Künstliche Haarfärbemittel, Haarsprays und Shampoos mit synthetischen Hilfsstoffen wie PVP und anderen Copolymeren und selbst zu heißes Föhnen kann die Cystein-Brücke und damit das Haar schädigen. „Helfen kann eine Haarpflege, die auf schwefelhaltigen Aminosäuren basiert“, erläutert Felix Henrichs vom Naturkosmetikproduzenten Aubrey Organics. „Das direkte Aufbringen der wichtigsten schwefelhaltigen Aminosäuren Cystin, Cystein und Methionine auf das Haar repariert geschädigtes Haar und stellt Festigkeit und Glanz wieder her.“

Zu den schwefelhaltigen Aminosäuren gehören pflanzliche und tierische Proteine: Sie sind unter anderem in Soja, Hafer und Weizen enthalten. Auch in Milch und Austernschalen sind sie zu finden. Henrichs: „Eine Pflege aus Shampoo und Conditioner, die pflanzliche oder tierische Proteine enthält, ist deshalb ideal für die Reparatur von geschädigtem und glanzlosem Haar sowie zur Gesunderhaltung von normalem Haar.“

Neben den wichtigen Aminosäuren sollte eine gute Haarpflege der Kopfhaut auch essenzielle Fettsäuren liefern, wie etwa Linol- und Linolensäure. Diese Fettsäuren sind exzellente Feuchtigkeitsspender, weil sie in ihrer Fähigkeit, Haare und Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen, dem menschlichen Talg ähneln. Außerdem bieten sie antibakteriellen Schutz und unterstützen damit auch die Hautgesundheit.

Henrichs schwört zudem auf Sheabutter: „Sie ist reich an Linol- und Linolensäure und nährt trockenes, sprödes Haar nachhaltig.“ Klinische Studien hätten die Fähigkeit von Sheabutter belegt, dem Haar Feuchtigkeit zurückzugeben, die Kämmbarkeit zu erleichtern und die Haartextur zu verbessern.

Die Natur hält zudem viele Kräuter bereit, die das Haar mit Feuchtigkeit versorgen. Dazu gehören unter anderem Rosmarin und Salbei. Sie sind exzellente Haartonika, die die Kopfhaut beruhigen und mit Feuchtigkeit versorgen. Sie haben zudem reinigende sowie auch antibakterielle Wirkung. KLAUS LEONARD