Das Auswärtige Amt hält sich sehr bedeckt

Noch „nicht erhärtet worden“ – Berlin geht äußerst vorsichtig mit Meldungen von Entführungen im Irak um

Bis heute ist kein im Irak verschleppter Deutscher ermordet worden

BAGDAD/BERLIN ap/taz ■ Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat bisher keine Bestätigung dafür, dass im Irak erneut Deutsche entführt worden sind. „Die deutsche Botschaft und andere Stellen in Deutschland sind den Meldungen, wonach deutsche Staatsangehörige in Bagdad entführt worden sein sollen, sofort nachgegangen“, sagte der SPD-Politiker gestern am Rande der Abschluss-Pressekonferenz des Asem-Treffens in Hamburg. „Bisher sind solche Meldungen nicht erhärtet worden.“

Das Auswärtige Amt hält sich immer äußerst bedeckt, wenn es um Entführungen geht. Die Furcht ist groß, dass Medienberichte die Ermittlungen behindern oder gar die Opfer gefährden könnten. Bisher ist diese Strategie immerhin so weit aufgegangen, als dass bis heute kein im Irak verschleppter Deutscher ermordet worden ist.

Ende 2005 und Anfang 2006 wurden erst die Archäologin Susanne Osthoff, dann die beiden Ingenieure René Bräunlich und Thomas Nitzschke aus Sachsen im Irak als Geiseln genommen. Die Kidnapper der Ingenieure verlangten von der Bundesregierung, die Botschaft in Bagdad zu schließen, alle deutschen Unternehmen aus dem Irak abzuziehen und ihre Unterstützung der irakischen Regierung zu beenden. Alle drei Geiseln kamen unversehrt frei – Osthoff nach mehr als drei Wochen, Bräunlich und Nitzschke nach 99 Tagen.

Ungeklärt ist dagegen nach wie vor das Schicksal von zwei Deutschen, die am 6. Februar dieses Jahres entführt worden sind. Die 61-jährige Hannelore Krause und ihr Sohn Sinan, die beide in Bagdad lebten, wurden aus dem eigenen Haus heraus verschleppt. Die Kidnapper drohten mit ihrer Ermordung, falls die Bundeswehr nicht innerhalb einer inzwischen verstrichenen Frist aus Afghanistan abgezogen werde. Am 14. März hatte auch Bundespräsident Horst Köhler in einer Videobotschaft an die Geiselnehmer appelliert, ihre beiden Opfer freizulassen. Doch nach wie vor fehlt von den beiden Deutschen jede Spur. Im Auswärtigen Amt arbeitet auch in diesem Falle ein Krisenstab Tag und Nacht an der Freilassung der beiden Entführten.

Rund 100 Deutsche leben im Irak, die meisten von ihnen wegen familiärer Bindungen. KK