Mehr Gerechtigkeit durch Weglassen

BEWERBUNGEN Bei anonymisierten Verfahren ohne Bewerbungsfotos geht es nur um die Qualifikationen

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes sieht erste Erfolge bei einem Pilotprojekt zu anonymisierten Bewerbungsverfahren. Dabei wird in der ersten Bewerbungsphase auf Namen, Alter, Geschlecht, Herkunft und Familienstand in der Bewerbung verzichtet. Die Rückmeldungen der beteiligten Personalleiter seien durchweg positiv, so Christine Lüders, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle.

Insgesamt seien bei den beteiligten fünf Unternehmen und drei öffentlichen Arbeitgebern 4.000 Bewerbungen anonymisiert und 111 Stellen und Ausbildungsplätze besetzt worden. Als besonders positiv wurde bewertet, dass durch das Weglassen von Bewerbungsfotos mehr Aufmerksamkeit auf die Qualifikationen gelenkt wird.

Das anonymisierte Bewerbungsverfahren wird von der Deutschen Post, der Deutschen Telekom, L’Oreal, Mydays, Procter & Gamble, dem Bundesfamilienministerium, der Bundesagentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen und der Stadtverwaltung von Celle getestet. Die Beteiligten benutzen standardisierte Formulare, schalten sensible Daten bei Onlinebewerbungen blind, übertragen Daten in Tabellen oder schwärzen entsprechende Stellen. Eine endgültige Bilanz soll es aber erst zum Abschluss des Pilotprojekts im Frühjahr 2012 geben.

Lüders hob hervor, bei dem Projekt könnten Unternehmen und Behörden Bewerbungsverfahren ausprobieren, die in anderen Ländern „gang und gäbe“ seien. Dies könne auch zur Diskussion darüber beitragen, wie gerecht die „traditionellen“ Bewerbungsverfahren in Deutschland eigentlich seien.

Anonymisierte Bewerbungsverfahren gehören etwa in den Vereinigten Staaten schon seit den 1960er Jahren zum Alltag. US-Bewerbungen enthalten keine persönlichen Angaben wie Religion, Alter oder Wohnort. Name und Aufenthaltsstatuts werden allerdings verlangt. Auch in Frankreich, der Schweiz und Schweden wurden anonyme Bewerbungen bereits erprobt. EPD