„Gemeinde muss sich der Diskussion stellen“

In Duisburg warb Ex-OB Josef Krings in den 90er-Jahren für eine große Moschee. Heute ist er sehr froh darüber

JOSEF KRINGS, 80, war von 1975 bis 1997 sozialdemokratischer Oberbürgermeister von Duisburg.

taz: Herr Krings, wie war das in Duisburg, als die große Moschee in Marxloh geplant wurde? Gab es da auch solche Proteste wie jetzt in Köln?

Josef Krings: Dazu muss ich Folgendes vorausschicken: Vor über 15 Jahren gab es eine heftige Auseinandersetzung um eine andere Moschee, da sollte ein Lautsprecher für den Muezzin installiert werden. Dagegen machte sich vor allem ein evangelischer Pastor mit eindeutig rechter Tendenz stark – und die Medien berichteten breit darüber. Entsprechend ablehnend war die Stimmung in der Bevölkerung.

Was genau haben die Menschen abgelehnt?

In Duisburg ging es nie generell um die Moscheen, sondern um den Muezzin-Ruf – und um die Turmhöhe. Aber es gab auch keine Rechtsradikalen wie in Köln, die Stimmung machten.

Was ist aus der Kritik geworden?

In der Moschee in Marxloh gibt es keinen lauten Muezzin, und die Türme sind nicht höher als die evangelische und katholische Kirche in der Nachbarschaft. Es war vor allem sehr gut, dass die türkischen Führungsgruppen rund um den Bauherrn Ditib in Kontakt zu den Kirchen getreten sind. Sie bemühen sich überhaupt sehr um die Nachbarschaft. So haben sie zum Beispiel den deutschen Brauch der Grundsteinlegung übernommen und dafür einen katholischen Pfarrer eingeladen. Also insgesamt bin ich sehr froh – der Stadtteil hat sich gut entwickelt. Aber im Gegensatz zu Köln kann man vielleicht sagen, dass sich die türkischen Gruppen in Duisburg sehr angepasst haben.

Sie meinen, Ditib in Köln ist zu wenig kompromissbereit?

Ich habe nicht den Eindruck, dass die Türken dort auf die Kölner zugehen.

Was raten Sie dem Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma, wie er weiter vorgehen soll?

Schwierig. Er stellt sich offensichtlich dem Gespräch. Aber vielleicht wäre es am sinnvollsten, wenn er mit Ditib selbst spricht. Ich würde auf die Türken einwirken, sich der Diskussion über die Höhe der beiden geplanten Türme zu stellen. Aber grundsätzlich haben die Türken in Köln natürlich ein Recht auf eine Moschee. Man muss eine gewisse Akzeptanz für ein solches Bauwerk schon voraussetzen.INTERVIEW: SUSANNE GANNOTT