Erste Erfolge der Edeleltern

Die begehrten Grundschulen im Prenzlauer Berg werden doch mehr Kinder aufnehmen, und auch die Schülerläden dürfen bleiben. Nicht alle aber sind zufrieden

An den Grundschulen im Prenzlauer Berg kann künftig gekuschelt werden. Denn die Schulen an der Marie sowie am Kollwitzplatz sollen im August je eine weitere erste Klasse eröffnen. Und auch die von Schließung bedrohten Schülerläden an der Marie sollen bleiben. So fordert es ein Antrag der sozialdemokratischen und grünen Fraktionen der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) – der gestern einstimmig angenommen wurde.

Zwar bedeutet ein BVV-Beschluss zunächst weiter nichts als eine Handlungsempfehlung an das zuständige Bezirksamt. Doch hatte Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) sich bereits zuvor auf die Seite der Elterninitiativen gestellt, die die Forderungen aufgestellt hatten. Und auch die Senatsschulverwaltung signalisiert grünes Licht: Der Senat begrüße es, wenn die Bezirke freie Träger mit der Hortbetreuung beauftragten, sagte der Staatssekretär für Bildung Eckart R. Schlemm (SPD) und weiter: „Wenn also der Bezirk beschließt, an den betroffenen Grundschulen zusätzliche Schulklassen einzurichten und dafür die Hortbetreuung weiterhin freien Trägern zu überlassen, dann ist das aus unserer Sicht in Ordnung.“

Ganz ungetrübt ist die Freude über den Erfolg bei den betroffenen Eltern allerdings nicht. „Die Entscheidung der Politiker ist in unserem Sinne“, sagt etwa Dominik Müller, Sprecher der AG der Schülerläden, die die Nachmittagsbetreuung vieler Marie-Kinder bisher leisten. Doch bleibt er skeptisch. Denn: „Das einzige schriftliche Dokument, das wir in der Hand haben, ist die Kündigung der bestehenden Verträge.“

Ausschließlich freuen über den Beschluss der Pankower BVV können sich vor allem die Eltern, die sich für wohnortnahe Einschulungsplätze für ihre Kinder eingesetzt hatten. Statt per Losverfahren auf weiter entfernte Schulen verteilt zu werden, können die nun doch die Grundschulen an der Marie oder am Kollwitzplatz besuchen.

Unter den Eltern, deren Kinder bereits Schüler der Grundschule an der Marie sind, regt sich allerdings Unwillen. Zwar hat deren Gesamtelternvertretung (GEV) beschlossen, die zusätzliche Klasse gerne aufnehmen zu wollen, und GEV-Vorsitzender Jürgen Schwartz betont, er finde die BVV-Entscheidung „uneingeschränkt gut“. Doch werden auch andere Stimmen laut. Den „Einstieg in die permanente Überbelegung“ befürchtet Mario Gartner, Vater einer Marie-Schülerin. Die pädagogische Qualität der Schule könne angesichts wachsender Schülerzahlen und zunehmender Enge nicht aufrechterhalten werden. Und auch die GEV knüpft ihre Bereitschaft zur Aufnahme der neuen ersten Klasse an eine Bedingung: Die Einführung der jahrgangsübergreifenden Schuleingangsphase solle verschoben werden, da sonst ein zu großes „zahlenmäßiges Missverhältnis zwischen Erst- und Zweitklässlern“ bestünde.

Wo sie die neue erste Klasse unterbringen soll, weiß auch Gundula Pertuch, Schulleiterin der Grundschule an der Marie, noch nicht. Zwei Räume, die derzeit als Lese- und Ausstellungsräume genutzt werden, möchte sie ungern zur Verfügung stellen, denn: „Solche Rückzugsräume braucht eine Schule, gerade wenn sie viele Schüler hat.“ Die GEV setzt auf pragmatische Lösungen: Ausbau von Dachboden und Keller, lautet ihr Vorschlag.ALKE WIERTH