Starke Chefs für die Kliniken

Mit einer starken Holding-Zentrale will der Senatsbeauftragte Klaus Hilker die kommunalen Kliniken auf Zukunft trimmen. Die starken Spitzen-Leute hatten wir mit Lindner &Co, kontern die Betriebsräte

Die vier Kliniken sollen „kastriert“ werden, sagen die Betriebsräte

Von KLAUS WOLSCHNER

Die Bremer Kliniken sind „sehr gut geführt“, stellte Bremens Senatsbeauftragter für die Kliniken, der frühere Stahlwerke-Chef Klaus Hilker, gestern fest. Dennoch müsse man sich darauf einstellen, dass in den kommenden zehn Jahren rund 25 Prozent der Krankenhäuser bundesweit geschlossen werden müssten. Seine Aufgabe war es, eine Struktur vorzuschlagen, wie die vier kommunalen Bremer Kliniken diese Konkurrenz überstehen. Seine Antwort: Klare zentrale Entscheidungskompetenz, das ist das Credo von Hilker, anders seien die vier Kliniken nicht zu steuern.

Dabei hat er sich auf den Gedanken eingelassen, dass die vier Kliniken selbstständige GmbHs bleiben sollen. Der Geschäftsführer der Holding (bisher: Wolfgang Tissen) soll allerdings wesentliche Kompetenzen bekommen, insbesondere über Klinik-Strategie und die Verteilung der Investitionen entscheiden. Er soll einen zweiten Geschäftsführer – eine Art Arbeitsdirektor – an die Seite gestellt bekommen, der auch in allen vier Kliniken Co-Geschäftsführer und vor allem für das Personal zuständig ist. Die Klinik-Geschäftsführer sollen die Zuständigkeit für die strategische Planung, für Personal und für zentrale Dienstleistungen verlieren.

Gesundheitssenatorin Ingelore Rosenkötter meinte bei der Vorstellung dieses Konzeptes, damit sei eine „Grundlage“ für die Diskussionen der nächsten Wochen auf dem Tisch, die in Details noch verändert werden könnte. Klar sei nur: „In diese Richtung müssen wir gehen“. Für Hilker ist mehr klar: „Diese Struktur brauchen wir unbedingt“. Man brauche dafür „tüchtige Geschäftsführer“ in der Holding, und man brauche einen Aufsichtsrat, der nicht von Politikern dominiert ist, sondern von Wirtschafts-Leuten. Dann würde er durchaus gern den Vorsitz in dem Aufsichtsrat übernehmen, wenn der nicht den Einflüsterungen politischer Lobby-Gruppen ausgesetzt wäre. In diesem Punkt widersprach Rosenkötter: Das Fachressort müsse einen entscheidenden Einfluss im Aufsichtsrat nehmen können, und das bedeutet: den Vorsitz haben.

Differenzen haben die Senatorin und ihr Senatsbeauftragter auch bei der Frage, wer Chef der Klinik-Holding werden soll. Hilker favorisiert den Verwaltungsleiter des Franziskus-Hospitals in Ahlen, Hans-Joachim Stapper-Muer. Der leitet dort ein Krankenhaus der Regelversorgung mit 307 Betten. Hilker kennt ihn, weil er im Vorstand des St.-Joseph-Stiftes in Bremen sitzt, das auch zu der Franiskus-Gruppe gehört. In der Personalkommission war Stapper-Muer allerdings schon durchgefallen, als die sich für Joachim Stumpp entschied. Der hatte im März nach einem langen Gespräch mit Hilker überraschend abgesagt.

Die Betriebsräte der vier Kliniken haben gestern ihre Position zu den Hilker-Vorschlägen beraten. In ersten spontanen Reaktionen war allerdings eine deutliche Ablehnung zu spüren. Die kaufmännischen Geschäftsführer der Kliniken würden „kastriert“ durch das neue Modell, hieß es. Was starke Spitzen anrichten können, habe man bei Lindner und Tissen gesehen.

Keinen Fortschritt gibt es derweil bei den Verhandlungen mit potenziellen Investoren fürs Klinikum Mitte. Sie warten, heißt es bei der Gesundheit Nord, auf eine „Standortsicherungserklärung“ des Senats. Finanzsenator Ulrich Nußbaum hatte allerdings schon vor Monaten erklärt, wenn Private als Investoren auftreten wollten, gehöre dazu auch das unternehmerische Risiko.