AMERICAN PIE
: Zurück im Rampenlicht

BASKETBALL Zum Start der NBA werden die Cleveland Cavaliers mit Rückkehrer LeBron James und ihrem Coach David Blatt hoch gehandelt

Experten trauen Cleveland zu, ins Finale um die NBA-Meisterschaft zu kommen

Die neue Anzeigetafel genügt schon einmal den höchsten Ansprüchen. Wenn am Freitag für die Cleveland Cavaliers in der heimischen Quicken Loans Arena die NBA-Saison gegen die New York Knicks angepfiffen wird, dann wird das frisch erworbene Hightech-Wunderwerk gewiss zeigen, was es alles kann: hochauflösende bewegte Bilder übermitteln, schrillste Soundeffekte kreieren, Flammen werfen und was sonst noch alles für Aufhebens sorgen kann. Der Nabel der Basketballwelt scheint ohnehin schon seit Wochen und Monaten in Ohio verortet zu sein. Und bei all dem Trubel wird deutlich: Es hätte wohl kaum einen besseren Trainer geben können für den vielleicht schwersten, mit Sicherheit aber öffentlichsten Job im aktuellen Weltbasketball.

„Es geht mir um vier Grundlagen“, sagt David Blatt. „Spielt mit Einsatz, spielt zusammen, spielt, um zu gewinnen, spielt, um Spaß zu haben.“ Der 55-Jährige war einst lange in seiner Wahlheimat Israel aktiv, wechselte dann 1993 an die Seitenlinie. Der US-Amerikaner hat sich seit über 20 Jahren in der Fachwelt einen exquisiten Ruf als gewiefter Taktiker erarbeitet, geschätzt von Experten wie Spielern. Blatt trainierte bereits Benetton Treviso (Italien), das russische Nationalteam und Maccabi Tel Aviv. Mit dem israelischen Klub gewann er in diesem Jahr die Euroleague und wurde als Trainer des Jahres ausgezeichnet.

In diesem Sommer belohnten ihn die Cavaliers mit der ersten Anstellung in der besten Basketball-Liga der Welt. „Es ist fast schon unheimlich, was für ein großartiger Trainer er ist“, sagt LeBron James bereits nach den ersten Eindrücken. James’ Wort zählt in Cleveland. Seitdem sich die Liga-Ikone für eine Rückkehr in die 396.000-Einwohner-Stadt entschied, die nur die wenigsten als lohnendes Ziel ausmachen, ist das Team zurück im Rampenlicht. In seiner Heimatstadt startete der mittlerweile 29-Jährige 2003 seine NBA-Laufbahn. Sieben Jahre später folgte dann unter großem Medienrummel der Wechsel zu den Miami Heat. Cavaliers-Anhänger verbrannten ihre Trikots, Klubbesitzer Dan Gilbert schrieb einen leidenschaftlichen öffentlichen Brandbrief an den „Verräter“.

Heute scheint es, als wäre „King James“ nie weggewesen – und doch gibt es Parallelen zum Schritt nach Miami vor vier Jahren: 2010 formte das Miami-Heat-Management die „großen Drei“ aus Vereinsgrande Dwyane Wade, James und Flügelspieler Chris Bosh – das Traum-Trio gewann zwei Meisterschaften. Auch 2014 macht der so vielseitige Flügelspieler sein Team mit einem Schlag zum Titelkandidaten. „Wenn die Mannschaft von Verletzungspech verschont bleibt, scheint zumindest eine Finalteilnahme in dieser Saison so gut wie sicher“, glauben die Experten vom US-Sportsender ESPN. Einzig Meister San Antonio wird stärker eingeschätzt.

Angeleitet von Blatt soll James die seit seinem Abgang schwachen Cavaliers zurück ins Glück führen – erneut im Dreigespann mit zwei weiteren großen Stars: Aufbauspieler Kyrie Irving zählt bereits mit 22 Jahren zur Liga-Elite. Dazu konnte das neue Konzept auch den ligaweit umworbenen Flügelspieler Kevin Love überzeugen: In einem umfangreichen Tauschgeschäft mit den Minnesota Timberwolves gaben die Cavaliers für den 26-Jährigen gleich mehrere junge Talente ab. Der Erfolg soll sofort her. Fans und Experten fiebern dem Saisonstart entgegen. „Ich habe mit den Timberwolves nicht ein Mal die Playoffs erreicht“, sagt Love. „Ich würde mir sogar einen Besen schnappen und den Hallenboden fegen, wenn mir das einen Titel bringt.“ DAVID-EMANUEL DIGILI