kurzkritik: „bowling alone“ im Schauspielhaus
: Wortgefechte hinter Glas

Das kleine Rangfoyer wird zu einem Raum des intimen Spiels. Welche dichte Atmosphäre hier durch die Nähe von Spielern und Publikum möglich ist, zeigte die Hamburger Premiere von Oliver Bukowskis „Bowling Alone“. In einem rechteckigen „Theaterzimmer“ mit tiefer Decke stehen drei Sitzreihen entlang der Wand. Sie sind dicht besetzt von rund sechzig Zuschauern.

Die Bühne ist die Fläche vor ihnen. Es steht dort ein weiteres Zimmer. Ganz aus Glas sind Front und Seiten und der Boden ist mit PVC ausgelegt. In diesem transparenten Zimmer innerhalb des „Theaterzimmers“ wohnt nun Jenny zur Untermiete bei Jessica. Jenny ist „jenseits der 70“ und Jessica „diesseits der 40“ und das sorgt für einen Generationenkonflikt.

Einem künstlerischen Laboratorium gliche diese Begegnung der alten mit der jungen Frustrierten in dem Glaskasten. Aber die Figuren spielen nicht mit dem Bühnenbild, spielen vielmehr hindurch. Während ihrer hysterischen Wortgefechte suchen beide stets die Blicke des Publikums. Suchen seine Zustimmung und sprechen zu ihm, wechseln zwischen der Szenerie im Zimmer und Kabarett-Dialogen. Wozu die Wand, wenn sie doch nicht existiert?

Der Dramatiker Bukowski hat das Stück auf Wortwitz und Pointen angelegt. Die Inszenierung greift das auf und übertreibt es: Was bleibt, ist an vielen Stellen lediglich ein Schwank.

MART-JAN KNOCHE

nächste Vorstellungen: 8.6. und 15.6., jeweils 20.30 Uhr