Mein Gott, es wirkt!

Wer das tägliche Auf und Ab des Lebens überstehen will, der muss sich was einfallen lassen: Self-Doping

Warum jemanden moralisch verurteilen, der mit seinem Rad ohne diverse Substanzen den Tourmalet nicht hinaufkommt, wenn man ohne eine Dose Red Bull schon vor dem Treppenhaus kapituliert? So mancher würde sich ganz gerne am Montagmorgen eine Adrenalinspritze ins Herz rammen, wenn es das passende Besteck frei verkäuflich bei „Doc Morris“ gäbe.

Self-Doping gehört längst zum Alltag: ob in Form einer Tasse Kaffee, eines Riegels Guaraná-Schokolade oder von Schmerzmitteln – und das bis hinein in die Schlafzimmer.

Ein australischer Geschäftsmann verkauft jetzt sogar mit dem Potenzmittel Viagra gefütterte Austern – eine Art potenziertes Aphrodisiakum: „Ich schwöre bei Gott, es wirkt!“, bekannte der 59-jährige George May anlässlich der Vorstellung seines Produkts: „Ich bekomme Anrufe aus Macau, Hongkong und Moskau“, freute er sich, auch wenn ihm die Herstellerfirma Pfizer bereits untersagt hat, den Namen des Medikaments zu verwenden.

Dabei verdankt der Pharmakonzern obskuren Tierversuchen die Erkenntnis, dass Viagra angeblich auch bei Jetlag helfen soll: Argentinische Hamster sprachen im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie positiv auf das Medikament an und entwickelten eine bessere Anpassung an den neuen Tag-Nacht-Rhythmus – und einen Dauerständer.

In Rom wiederum ist der Konsum von leistungsstärkenden Drogen mittlerweile so alltäglich wie die Luft zum Atmen. Forscher entdeckten in der römischen Atmosphäre bis zu 0,1 Nanogramm Kokain, eine der höchsten Konzentrationen entdeckten sie ausgerechnet in der Nähe eines Kindergartens.

Ärgerlich indes, wenn das Self-Downing schiefläuft: Ebenfalls in Australien sorgte die Schlaftablette Stilnox für Verwirrung. Konsumenten berichteten, dass sie seit der Einnahme mitten im Schlaf gekocht, gemalt oder geraucht hätten. Kein Wunder, dass man sich dann am nächsten Tag wieder hochputschen muss. MARTIN REICHERT