Besetztes Haus in Lüneburg geräumt

ABRISS Polizisten räumen das Haus in der Frommestraße 2, das seit zwei Jahren als Kulturzentrum fungiert. Seitdem streiten die Besetzer mit dem Eigentümer

Die Initiative wirft dem Eigentümer vor, nur den „kurzfristigen Gewinn“ anzustreben

Am Dienstagmorgen gegen sieben Uhr stürmten Polizisten in die Frommestraße 2 in Lüneburg – nach einer Anzeige des Eigentümers Jürgen Sallier, mit der die Hausbesetzer bereits gerechnet hatten. Seit zwei Jahren streiten sie sich mit Sallier um den von ihm favorisierten Abriss des Hauses von 1900.

Seit 2009 wird die Frommestraße 2 von Jugendlichen als Kulturzentrum genutzt. Sie sind Teil einer Bürgerinitiative, die für den Erhalt der Altstadt-Häuser in der Fromme- und Bastionsstraße kämpft.

Die Anwohner und Besetzer der Initiative kämpfen gegen die Gentrifizierung in Lüneburg: Sie wollen den Neubau von teuren Wohnungen verhindern und die entstandene Begegnungs- und Kulturstätte erhalten. Gegen den Abriss sprächen die Ehrwürdigkeit der Gebäude und die bedrohliche Lage im Senkungsgebiet. Die Bürgerinitiative befürchtet, dass ein Neubau die Bewegungen im Senkungstrichter verstärken könnte.

Die Initiative wirft dem Eigentümer Sallier außerdem vor, nur den „kurzfristigen Gewinn“ anzustreben und „weder Rücksicht auf das Stadtbild noch auf die Lebensumwelt von Anwohnern“ zu nehmen.

Die Firma Sallier Immobilien äußerte sich gegenüber der taz-Redaktion nicht zu den Vorwürfen. Bekannt ist aber, dass Sallier schon vor zwei Jahren einen Bauantrag beim Bauamt einreichte, der erst viel diskutiert und schließlich wieder zurückgezogen wurde.

Die Bauordnungsbehörde sieht den Abriss durch die Bodenentwicklung gerechtfertigt. Laut Pressesprecherin Suzanne Moencke wurde das Gebiet für „in Teilen nicht mehr standfest“ befunden. In den letzten Jahren habe man massive Senkungen von bis zu zehn Zentimetern pro Jahr gemessen. Sie sagt: „Das Wohnen dort ist lebensbedrohlich.“ FRANZISKA WINTER