Woidke fordert Klarheit von Vattenfall

ENERGIE Greenpeace kritisiert möglichen Verkauf der Braunkohlesparte, Gewerkschaft freut sich

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat vom schwedischen Energiekonzern Vattenfall schnelle Entscheidungen zu den Verkaufsabsichten beim Braunkohlegeschäft in der Lausitz gefordert. „Offenbar bestehen in der Unternehmensführung als auch beim Eigentümer weiterhin nur vage Vorstellungen zur zukünftigen Ausrichtung des Unternehmens“, kritisierte Woidke.

Vattenfall hatte angekündigt, einen Verkauf seiner Kraftwerke und Braunkohletagebaue in Brandenburg und Sachsen zu prüfen. Dafür gebe es aber noch keinen bestimmten Zeitplan, so ein Sprecher. Vattenfall betreibt alle Braunkohletagebaue in Brandenburg: Welzow-Süd, Reichwalde, Nochten und Jänschwalde. Laut Statistischem Landesamt verursachen die Kraftwerke 65 Prozent aller CO2-Emissionen in Brandenburg.

Greenpeace kritisierte die Verkaufsabsichten. Es sei zwar zu begrüßen, dass Vattenfall klimafreundlicher werden wolle, sagte Greenpeace-Mitarbeiter Karsten Smid. Aber dafür könne der Konzern das klimaschädliche Geschäft nicht einfach abstoßen: „Ein Verkauf löst das Problem nicht, sondern reicht es lediglich weiter.“ Nach Zählung von Greenpeace hat der Abbau von Braunkohle in Brandenburg bisher zu 135 zerstörten Dörfern und über 27.000 umgesiedelten Menschen geführt.

Ein Ausstieg aus der Braunkohle kommt für Ministerpräsident Woidke allerdings nicht in Frage. Er teilte mit, die Braunkohleverstromung bleibe nach dem Atomausstieg ein unverzichtbarer Baustein der Energiewende. Die Tagebaue seien für Wirtschaft und Arbeitsmarkt in der Lausitz auch weiterhin von größter Bedeutung. Woidke begrüßte, dass Vattenfall einen Dialog mit der Politik angekündigt hatte: „Meine Erwartung ist, dass die Unternehmensführung zügig zu Beratungen in die Lausitz kommt.“

Nach Ansicht der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kann der Verkauf „eine neue Chance für die Beschäftigten und die betroffenen Regionen“ eröffnen. Die Bedingung dafür sei aber, dass das Braunkohlegeschäft von Vattenfall mit voller Leistungskraft, Zukunftsfähigkeit und Investitionsstärke erhalten bleibe, so der Gewerkschaftsvorsitzende Michael Vassiliadis. Er warnte Vattenfall vor einer Zerschlagung der Braunkohlesparte. Die Gewerkschaft werde sich einer „etwaigen Filetierung des Unternehmens zur Kaufpreismaximierung widersetzen“. SEBASTIAN HEISER

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8