Der kommende Krieg

Sind es die Ressourcen, Stupid? Wie der nächste Krieg kommt, erklärte Andreas Zumach auf dem taz-Podium

„Kein Blut für Öl“, sagt Andreas Zumach, „das war als Analyse größtenteils richtig.“ Zum ersten Mal seit Menschheitsgedenken sei ein Ende der fossilen Rohstoffe absehbar, so der Genfer taz-Korrespondent am Montag bei der Debatte „Der nächste Krieg kommt“ im Düsseldorfer ZAKK. Der Kampf um diese Ressourcen werde zu neuen Kriegen führen, so die Prognose.

Denn die bisherigen Kriege seien vom Rohstoffbedarf der westlichen Industrieländer nicht zu trennen. Gegen den Widerstand des Militärs sei ein Angriff auf den Irak forciert worden, um Zugriff auf die Ölreserven des Landes zu haben. Und auch der Afghanistan-Krieg sei nur vor dem Hintergrund einer geplanten Pipeline zu verstehen.

Eine These, der Monika Hauser gerne zustimmt. Sie ist Vorsitzende der Frauenhilfsorganisation Medica Mondiale und unterstützt mehrere Projekte in Afghanistan. Dort zeige sich, warum es falsch sei, die Militäroperation menschenrechtlich zu legitimieren. Schließlich habe sich die Situation von Frauen außerhalb der großen Städte kaum verändert. „Wir müssen uns mit Willkür, dem Stammesrecht und der Scharia auseinandersetzen“, so Hauser. Medica Mondiale habe deshalb Juristinnen ausgebildet und alternative Wohnprojekte gefördert.

Doch die Situation der NGOs am Hindukusch bleibt schwierig. Die ISAF werde zunehmend als Teil der US-Militäroperation „Enduring Freedom“ identifiziert und benutze die NGOs, um nicht zum Ziel von Anschlägen zu werden. Ein Abzug der US-Truppen sei deshalb erste Voraussetzung für einen Weg zum Frieden. Und als zweiter Schritt sei der Abschied vom Drogenanbau nötig, ergänzte Andreas Zumach. Erreicht werden kann dieser nur, wenn den afghanischen Bauern finanzielle Beihilfen gewährt würden. Zudem müsse der Westen zu einer radikaleren Maßnahme bereit sein – der Freigabe von Heroin, um den Markt zum Zusammenbruch zu bringen.

Um einer weiteren Militarisierung der Weltpolitik vorzubeugen, helfe jedoch nur ein schonender Umgang mit Ressourcen, so Zumach zum Abschluss. Auch Europa sei hier gefragt. Die politischen Signale würden jedoch in eine andere Richtung weisen. Sowohl im European Defence Paper von 2004 als auch im Weißbuch der Bundesregierung von 2006 sind Militäreinsätze zur Sicherung von Ressourcen vorgesehen.

CHRISTIAN WERTHSCHULTE