Auf zu sauberen Ufern

Illegale Fischerei und giftige Emissionen des Schiffsverkehrs wurden gestern auf dem Meeresumwelt-Symposium im Hamburger Congress-Centrum debattiert. Die Probleme sind zwar bekannt – aber noch lange nicht gebannt

Die Umweltschutzorganisation WWF hat beim 17. Meeresumwelt-Symposium in Hamburg die illegale Fischerei angeprangert. Schutzmaßnahmen würden „unterlaufen“ sagte WWF-Meeresexpertin Karoline Schacht: „Die illegale Ware verdirbt die Preise und die legalen Fischer erleiden erhebliche Wettbewerbsnachteile.“

Ein schlechtes Beispiel gebe weiterhin die EU ab. So werden für den Ostseedorsch bis zu 45 Prozent undokumentierte Fänge angenommen. In Polen werde die festgelegte Fangquote für Dorsch deutlich überschritten. „Warum werden diese Länder nicht bestraft?“, fragte Schacht. Das Hauptproblem seien die großen Überkapazitäten der Fischereiflotten. Dadurch entstehe erst der Druck zu illegaler Fischerei.

Ein weiteres drängendes Problem auf Nord- und Ostsee ist der Schadstoffausstoß der Schiffe. Petra Bethge vom Bundesverkehrsministerium forderte gestern auf dem Symposium die Reduzierung der Schwefelanteile im Schiffstreibstoff. Der gängige Kraftstoff für Schiffsmotoren, der unter dem Namen „Bunkeröl C“ gehandelt wird, ist ein Rückstandsöl aus der Destillation von Erdöl. Es fällt in Raffinerien bei der Herstellung von Benzin oder Heizöl quasi als Abfall an und kostet mit etwa 350 Dollar je Tonne deutlich weniger als andere Treibstoffe. „Der traurige Rest der Mineralölwirtschaft landet als Brennstoff in der Seefahrt“, weiß Volker Brenk vom Umweltbundesamt.

Dieses Abfallprodukt enthält auch hochgiftige Kohlenwasserstoffe, Schwefel und Stickoxide. Deren Anteil soll innerhalb der nächsten zehn Jahre deutlich verringert und durch umweltverträglichen Schiffsdiesel ersetzt werden, hatte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) vor einem Monat angekündigt. Ein Verbot von Schweröl als Schiffstreibstoff und zusätzlich eine Stromversorgung der in Häfen liegenden Schiffe von Land würde erhebliche Schadstoffmengen reduzieren.

Bethge sprach gestern von einer Reduktion der aktuellen Grenzwerte um 20 bis 30 Prozent bis 2015. Der BUND hingegen hatte vor drei Wochen bei der Präsentation einer neuen Studie über den wachsenden Schiffsverkehr auf der Ostsee schärfere Maßnahmen gefordert. Der Schwefelgehalt in den Treibstoffen solle von 1,5 Prozent auf 0,5 Prozent begrenzt werden. Der Ausstoß von Stickoxiden müsse bis 2010 um die Hälfte und bis 2015 um 90 Prozent sinken.

Der Verkehrsausschuss des Europaparlaments brachte dazu gestern eine Initiative auf den Weg. Er beschloss Maßnahmen, um die Stromversorgung von Schiffen in den Häfen von Land zu verbilligen, berichtete der schleswig-holsteinische Europaabgeordnete Willi Piecyk. Damit könne erreicht werden, „dass die Schiffe nicht mehr ihre Maschinen zur eigenen Energieversorgung laufen lassen und die Luft in den Küstenregionen verschmutzen“. NE/TAZ/DPA