Von der Kunst, nicht mehr arbeitslos zu sein

Bei den Aktionstagen „Arbeit und Bildung“ in Kreuzberg sollen Erwerbslose mit Beratern und Initiativen diskutieren – und ein Kunstwerk schaffen

Im wahren Leben suchen wir ihn ab und an. In der ersten Friedrichshain-Kreuzberger Kunstaktion „Arbeit und Bildung“ dagegen spielt er eine zentrale Rolle: der rote Faden. Heute und morgen diskutieren im Künstlerhaus Bethanien unter anderem Berater der Arbeitsagenturen, Vertreter des Bezirksamts und Unternehmer mit Erwerbslosen. Initiiert wurde die Veranstaltung vom bezirklichen Bündnis für Wirtschaft und Arbeit; sie wird gefördert im Rahmen des EU-Programms Lokales Soziales Kapital. „Die Veranstaltung ist eine wichtige Möglichkeit für die Verbesserung der Kommunikation zwischen lokalen Akteuren der Bildungs- und Beschäftigungsförderung, Erwerbslosen und Verantwortlichen aus dem Bezirk“, sagt die Senatorin für Arbeit und Soziales, Heidi Knake-Werner (Linkspartei), die auch Schirmherrin der Veranstaltung ist.

Die Aktionstage sollen eine Mischung aus Messe, Diskussionsrunden und Kunst sein: Mehrere Beschäftigungs- und Bildungsträger sind mit einem Stand vertreten, darunter Buff, die „Bildungseinrichtung für berufliche Umschulung und Fortbildung“, sowie JobCenter und Arbeitsagenturen. Des Weiteren wird an beiden Tagen in acht Gesprächskreisen über Themen diskutiert, die sich an den Ständen orientieren.

„Es sind alle eingeladen, mitzureden. Hier handelt es sich nicht um Expertenrunden. Die Perspektive der Erwerbslosen und das direkte Gespräch stehen im Vordergrund“, erklärt Organisatorin Martina Wobst.

Geredet wird unter anderem über die Bedürfnisse, Wünsche und Interessen der Erwerbslosen oder das heutige und zukünftige Angebot zur Integration in den Arbeitsmarkt. Auch der Nutzen von Bildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen ist ein Thema.

Der kommunikative und prozesshafte Charakter der Veranstaltung werden schließlich in eine künstlerische Darstellung einfließen, an der ebenfalls alle TeilnehmerInnen mitwirken können: An beiden Tagen stellen die Akteure gemeinsam mit der Künstlerin Anne Ochmann ein Mosaik aus Keramikscherben her. Auch sie orientiert sich am Aktionsthema. „Wir wollten etwas Bleibendes entwickeln. Da kamen wir auf die Idee, die Aktionstage künstlerisch zu begleiten“, so Wobst.

Die Wahl fiel dann auf das Bild eines roten Fadens. „Wir brauchten ein Motiv, das in das längliche Format genauso passte wie vom Inhalt her“, begründet Ochmann die Entscheidung. Das Wandbild, genau genommen ein Fries, wird zehn Meter lang und 60 Zentimeter hoch. Darauf schlängelt sich ein roter Faden, quasi das Auf und Ab des Lebens symbolisierend. Das Mosaik wird anschließend dauerhaft im Rathaus Kreuzberg ausgestellt. Künstlerin Ochmann: „Hier landet es am richtigen Ort.“

„Die künstlerische Begleitung der Veranstaltung finde ich sehr spannend“, würdigt Kerstin Liebich, Staatssekretärin für Arbeit, die Idee. Sie wird die Veranstaltung heute eröffnen und auch anschließend mitwirken. Die Verantwortlichen erhoffen sich eine weitere Verbreitung von Programmen und Angeboten für erwerbslose Bürger. „Ein ganz wichtiges Ziel ist außerdem die Förderung des gegenseitigen Verständnisses, aber auch das Loswerden von Kritik und Frust“, erklärt Stefanie Lippelt, eine Mitwirkende der Veranstaltung.

CATHERINE KIMMLE

Die Veranstaltung findet heute und morgen im Künstlerhaus Bethanien, Mariannenplatz 2, statt. Beginn ist um 11 Uhr. Weitere Informationen unter www.fk-kunstaktion.de