Der Streit hat sich gelohnt

Nach Treffen im Kanzlerinnenamt: Homo-Mahnmal soll endlich gebaut werden – Einweihung Ende des Jahres

Seit Januar wollte die Gründungsinitiative zur Errichtung eines Mahnmals zum Gedenken an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus nichts mehr öffentlich mitteilen – und auch der Kulturstaatsminister hüllte sich in Schweigen: Nun, nach einer dem Vernehmen nach kontroversen Moderationsrunde im Kanzlerinnenamt, steht fest, dass die Stele nach dem Entwurf der skandinavischen Künstler Michael Elmgreen und Ingar Dragset bereits Ende dieses Jahr eingeweiht werden soll. Der Platz für die Skulptur war ohnehin nicht strittig: gegenüber dem Holocauststelenfeld am Saum des Tiergartens.

In der Debatte stand, bewirkt auch durch eine Unterschriftenliste der Zeitschrift Emma, nur, dass der ursprüngliche Entwurf der Stele eine exklusiv mann-männliche Lesart der Verfolgungsgeschichte Homosexueller parat hielt – dies aber, so die Schauspielerin Maren Kroymann in ihrer Kritik, zum neuerlichen Verschwinden der Lesben beitrüge. Sie seien ohnehin den Schwulen gegenüber geringer präsent – die Erinnerungsstätte betoniere diese Perspektive nur.

Der renovierte Entwurf hat nun die Substanz der Einwände aufgenommen. Alle zwei Jahre wird das Video hinter dem Guckloch der Stele gewechselt – zunächst werden zwei einander küssende Männer gezeigt, danach zwei ebenfalls kosende Frauen. Das mag historisch zwar inkorrekt sein, denn lesbische Frauen waren im Nationalsozialismus nicht explizit verfolgt, aber die nun sichtbare weibliche Facette der Stele nimmt den Bundestagsgründungsbeschluss zum Mahnmal kongenial auf, nach dem ein Gedenkort auch die aktuelle Verfolgung zu spiegeln habe. Der Protest gegen die mann-männliche Version hat sich gelohnt! JAN FEDDERSEN