OFFENE BRIEFE
: Moskau: Auszug aus dem Museum

Die Neue habe damit begonnen, Mitarbeiter ohne Angaben von sachlichen Gründen zu entlassen

Ein heftiger Schnitt: In Moskau haben sämtliche wissenschaftlichen Mitarbeiter des Moskauer Filmmuseums gekündigt. Sie erklärten diese Woche gegenüber dem Kulturminister der Russischen Föderation, Wladimir Medinski, dass es ihnen nicht möglich sei, unter der neuen Direktorin Larisa Solonitsyna weiterzuarbeiten. Solonitsyna, zuvor Chefredakteurin der Zeitung SK News, war erst Anfang Juli – ohne vorangegangene Ausschreibung – zur Leiterin des Museums ernannt worden. Der bisherige Direktor, Naum Klejman, der das Museum seit 1989 geleitet hatte, war im Juli entlassen worden, nachdem er im März einen offenen Brief an ukrainische Filmkünstler unterzeichnet hatte, in dem die Politik Moskaus gegenüber der Ukraine scharf kritisiert wurde.

In einem neuen offenen Brief „an ihre Kollegen“ haben die 22 wissenschaftlichen Mitarbeiter des Museums ihre Entscheidung öffentlich begründet. So habe die neue Leitung sich als fachlich inkompetent erwiesen und einen autoritären Führungsstil gepflegt. Unter anderem habe die Direktorin, die in der Museumsarbeit völlig unerfahren sei, zwei Filmreihen geplant, die zwei Drittel des gesamten Budgets des Hauses beansprucht hätten. Zudem habe Solonitsyna begonnen, Mitarbeiter ohne Angaben von sachlichen Gründen zu entlassen. Jetzt sind die verbliebenen Angestellten ihr zuvorgekommen. Für das Moskauer Kulturleben sind das verheerende Nachrichten. TIM CASPAR BOEHME