Brandheiße Spur

Die Anschläge auf Edelkarossen reißen nicht ab. Jetzt wurde erstmals ein ungezündeter Brandsatz geborgen

Auch mit dem Beginn des G-8-Gipfels reißt die Anschlagserie auf Berliner Autos nicht ab. In der Nacht zum Mittwoch wurden erneut zwei Pkws angezündet. Wieder traf es Karossen aus dem Hause Mercedes-Benz, wieder in Friedrichshain, und wieder gibt es von den Tätern laut Polizei keine Spur. Weil ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen wird, ermittelt der Staatsschutz. Alles wie gehabt. Fast.

In der Nacht zum Mittwoch wurde bei Polizei und Feuerwehr lediglich ein Autobrand gemeldet. Gegen 3 Uhr morgens musste die Feuerwehr einen Wagen in der Lichtenberger Straße löschen. Von einem zweiten geplanten Anschlag auf einen am Platz der Vereinten Nationen geparkten Mercedes erfuhr die Polizei erst gestern Vormittag. Der 59-jährige Besitzer rief die Beamten selbst an, als er gegen 8 Uhr 30 einen auffälligen Gegenstand unter seinem Auto bemerkte. Das Behältnis, ein ungezündeter Brandsatz, konnte von Spezialisten des Landeskriminalamtes gesichert werden – zum ersten Mal im Verlauf dieser Anschlagsserie.

„Es ist zu vermuten, dass die Täter geschlampt haben“, sagte Polizeisprecherin Kerstin Ziesmer gestern der taz. Das „Behältnis mit Selbstzündungsvorrichtung“ wird im Labor der Kriminalpolizei auf Bauweise, Zusammensetzung und Täterspuren untersucht. Ob das gesicherte Material tatsächlich zur Überführung der Brandstifter führen kann, bleibt abzuwarten.

Seit Anfang des Jahres wurden in Berlin 61 Autos in Brand gesteckt. Die Polizei geht von politisch motivierten Straftaten aus, die mit dem G-8-Gipfel in Zusammenhang stehen könnten. „Gewaltbereite Linksextreme wollen mit solchen Taten von sich reden machen“, äußerte sich Polizeisprecher Bernhard Schodrowski bereits vor einigen Wochen. Eine heiße Spur hat die Polizei bisher aber nicht.

NANA GERRITZEN