Trüffel und Wolfsbarsch

ERMITTLUNGEN Zweifel an Belastungszeugin nehmen zu

NEW YORK rtr/dapd | Die Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Hauptbelastungszeugin im Fall des früheren IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn wachsen. Die 32-jährige Frau habe mit einem Freund darüber gesprochen, dass aus dem Diplomaten Geld herauszuholen sei, sagte eine mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft vertraute Person am Wochenende der Nachrichtenagentur Reuters. Das angebliche Vergewaltigungsopfer habe die Äußerung in dem Telefonat mit dem Häftling gemacht, über das die Strafverfolger das Gericht am Freitag informiert hätten. Zudem habe die Zeugin dem Mann versichert, es gehe ihr gut und er solle sich keine Sorgen um sie machen.

Die New York Times hatte die Frau zuvor aus dem Telefonat mit den Worten zitiert: „Mach dir keine Sorgen, dieser Mann hat viel Geld. Ich weiß, was ich tue.“ Das aufgezeichnete Gespräch war offenbar ausschlaggebend für die Ermittler, in einer überraschenden Kehrtwende der Entlassung Strauss-Kahns aus dem Hausarrest zuzustimmen. Einige Experten gehen davon aus, dass die Anklage demnächst fallen gelassen wird.

Die entscheidenden Hinweise, die letztlich zur Entlassung von Strauss-Kahn aus dem Hausarrest geführt haben, liegen nach Angaben der New York Times erst seit Mittwoch vor. Die Übersetzung des Telefongesprächs, das das angeblich angegriffene Zimmermädchen in die Nähe von Kriminellen rückt, sei erst dann fertiggestellt gewesen – mehr als sechs Wochen nachdem es aufgezeichnet worden war. Das Gespräch sei 28 Stunden nach dem angeblich erzwungenen Oralsex geführt worden.

Strauss-Kahn wird die Vergewaltigung der Hauptbelastungszeugin in einem New Yorker Luxushotel vorgeworfen. Er hat erklärt, der Geschlechtsverkehr sei in gegenseitigem Einverständnis vollzogen worden. Am Freitag waren die Kautionsauflagen gelockert worden. Zwar darf der ehemalige Spitzendiplomat noch immer nicht das Land verlassen, weil das Strafverfahren weiterläuft. Innerhalb der USA kann sich Strauss-Kahn aber wieder frei bewegen.

Seinen ersten Abend in Freiheit feierte der Franzose mit einem angeblich 700 Dollar (480 Euro) teuren Essen. Nach Angaben der New York Daily News speiste Strauss-Kahn mit seiner Frau Anne Sinclair und einem weiteren Ehepaar in dem italienischen Restaurant Scalinatella in der New Yorker Upper East Side, in dem auch Madonna gern isst. Nach Angaben des Blattes gab es zunächst Pasta mit schwarzen Trüffeln, dazu einen Pinot Grigio. Als Hauptgang wurde Wolfsbarsch serviert.