abendmahl
: Halver Hahn

Auch Kirchentagsbesucher leben nicht allein von Gottes Liebe. Essen und Trinken muss sein. Die taz fragt Kölner, was sie im Angebot haben. Heute: Katharina Koch, 50, Inhaberin des „Em kölsche Boor“, eines der ältesten Brauhäuser Kölns, erklärt den „Halven Hahn“:

taz: „Halve Hahn“– das klingt lecker, ein knusprigess halbes Hähnchen …

Katharina Koch: Eben nicht. Es hat überhaupt nichts zu tun mit einem halben Hähnchen, wie viele Leute und speziell Touristen annehmen.

Sondern?

Das ist hier in Köln ein weit verbreitetes, traditionelles Gericht. Einfach ein Roggenbrötchen mit Käse. Normalerweise wird das Roggenbrötchen in zwei Hälften geteilt und dann mit dem Käse belegt, das ganze wird dann verfeinert mit Senf, Gürkchen, Zwiebeln oder Paprika.

Kann das eigentlich jeder Käse sein?

Nein, das muss mittelalter Gouda sein. Das darf kein frischer Gouda sein, der Käse sollte schon eine gewisse Reife haben.

Wie ist das Gericht denn entstanden?

Da gibt es viele Anekdoten. Eine weit verbreitete Meinung ist, dass das Brot früher so teuer war, dass die Leute in den Brauereien immer gefragt haben: Kann isch auch en halves han? Also ein halbes Brötchen mit Käse. Und so ist dann der „Halve Hahn“ entstanden. Eine andere Legende besagt, dass es das Pausenbrot vom Köbes war. Wenn das Bier im Fass nur noch bis zum Hahn ging, durfte er dann sein Pausenbrot essen. Das war dann ein Brötchen mit Käse.

Was ist denn der Köbes?

Das ist der, der das Bier im Kranz für den Gast an den Tisch bringt, also der Kellner. Und dann gibt es noch den Zappes, der zapft das Bier.

Die Legenden sprechen auch von einem Mann aus dem Bergischen Land, dem Herrn Vierkötter …

… das habe ich auch mal gehört. Der wollte mal Gäste in eine Wirtschaft einladen und wollte für alle halbe Hähnchen haben. Aber dann hatte er nicht genug Geld für die ganze Gesellschaft. So hat der Wirt ihm gesagt: Das Geld reicht gerade mal für ein Brötchen für jeden.

Der Halve Hahn macht ja nicht wirklich was her. Sie haben das Gericht dennoch auf der Speisekarte …

Das gehört zu jedem Brauhaus. Das ist sträflich, wenn man die guten kölschen Gerichte nicht auf der Speisekarte hat.

Die Frage, was man dazu trinken sollte, hat sich damit fast erledigt.

Natürlich ein Kölsch. Ist doch klar.

INTERVIEW: HANNAH HOFFMANN