LESERINNENBRIEFE
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Den Geiz zu weit getrieben

■ betr.: „Sommer im Kühlregal“, taz nord vom 30. 6 2011

Ab einem gewissen Geizlevel lässt sich Qualität, selbst wenn sie gesetzlich vorgeschrieben ist, nicht mehr gewährleisten. Bei der Edeka-Tochter Netto scheint man bereits über den Punkt hinaus. Was sich auch daran zeigt, zu welchen Konditionen man seine Mitarbeiter beschäftigt. Weswegen nicht nur die Hygiene, sondern die gesamte Unternehmens(un)kultur auf den Prüfstand gehört. Zumal das eine mit dem anderen zusammenhängt: Wo zu stark am Personal gespart wird, besteht die Gefahr, dass wärmeempfindliche Ware zu lange auf den Gängen steht.  RASMUS PH. HELT, Hamburg

Etwas, das reiche Männer kaufen

■ betr.: „Gipfeltreffen der Alpha-Sammler“, taz nord vom 29. 6. 2011

Die Ausstellung verzichtet auf jeden museologischen oder selbstreflexiven Anspruch. Nicht gestellt wird die Frage, was es bedeutet, wenn ein öffentlich finanzierter Kunstraum ein Schaukasten für reiche Sammler wird. Kunst wird beworben als etwas, das von reichen Männern gekauft wird.

Heute stehen sich mindestens zwei Kunstbegriffe gegenüber: Auf der einen Seite eine Auffassung von Kunst als noch immer transportabel, White-Cube orientiert, Autor-basiert, in sich geschlossen und vollendet zum Verkauf als Ware – das ist die Deichtorhallen-Ausstellung mit ihrer Malerei, ihren Wachs-Figuren und Sockeln. Auf der andere Seite eine Auffassung von Kunst als öffentlich, Kontext-gebunden, sozial-performativ, ohne vorhersehbares Endergebnis – dieser Kunstbegriff war eine Komponente von Hamburgs Programm zur Kunst im öffentlichen Raum, ehe es von der Internationalen Bau-Ausstellung 2013, Hafencity und den kommerziellen Galerien instrumentalisiert wurde.

Was ist der journalistische Wert einer Zelebrierung von Harald Falckenbergs Geldanlage, um den ersten Kunstbegriff zu konsolidieren, während man unterschlägt, dass dieser Sammler vehement gegen den zweiten opponiert?  MICHEL CHEVALIER, Hamburg