Vier Tage Streik bei der Deutschen Bahn

IMMOBILITÄT Die Lokführergewerkschaft GDL will Tarifvertrag auch für Zugbegleiter erzwingen

BERLIN taz | Sie geht aufs Ganze: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will den gesamten Bahnverkehr in Deutschland mehr als vier Tage lahmlegen, um einen eigenen Tarifabschluss auch für Zugbegleiter und andere Berufsgruppen durchzusetzen.

Konkret soll der Ausstand am Mittwoch um 15 Uhr im Güterverkehr beginnen. Am Donnerstag um 2 Uhr folgt dann der Streik im Personenverkehr; beide Sparten sollen bis Montagmorgen lahmgelegt werden. Davon betroffen werden auch die Berliner Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls; Touristen wird die Anreise erschwert, und die Berliner S-Bahn ist eine Tochter der Deutschen Bahn (DB).

„Wir wollen und müssen im Auftrag unserer Mitglieder verhandeln, egal ob diese als Lokführer, Zugbegleiter, Bordgastronomen, Disponenten, Ausbilder, Instruktoren oder Lokrangierführer in den Eisenbahnverkehrsunternehmen der DB arbeiten“, erklärte GDL-Chef Claus Weselsky. Dieses Grundrecht sei in Gefahr. Solange die Bahn das nicht anerkenne, werde es keine Einigung in dem Tarifstreit geben. Bei den Zugbegleitern organisiert die Gewerkschaft nach eigenen Angaben nur etwa 30 Prozent, vor fünf Jahren war der Anteil etwa genauso hoch.

Die Vertretung der Berufsgruppen jenseits der Lokführer beansprucht die im DGB organisierte Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für sich. Konkurrierende Tarifabschlüsse für ein und dieselbe Berufsgruppe lehnt die Bahn ab. Die Lokführergewerkschaft ist Mitglied im Deutschen Beamtenbund.

Hintergrund ist der Plan der schwarz-roten Bundesregierung, ein Gesetz zur Tarifeinheit zu verabschieden. Mit dem Gesetz sollen konkurrierende Tarifverträge verhindert werden. Spartengewerkschaften, etwa von Ärzten oder Piloten, lehnen das Gesetz ab, da sie um ihre Kampfkraft fürchten. Der DGB und der Arbeitgeberverband begrüßen prinzipiell das Vorhaben.

DGB-Chef Reiner Hoffmann sagte mit Blick auf die Bahn: „Wir sehen diese Auseinandersetzung sehr skeptisch.“ Der Gewerkschaftsbund setze sich „dafür ein, gemeinsam im Rahmen einer Tarifgemeinschaft zu vernünftigen Lösungen zu kommen. Das hat Herr Weselsky leider zu meinem Entsetzen abgelehnt.“ RICHARD ROTHER