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MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Das Saxofon. In der Welt seit 1840 und überhaupt eines der ganz wenigen handelsüblichen und gern gespielten Instrumente, das seinen Erfinder mit im Namen trägt. In die Welt gebracht hat das Saxofon nämlich Adolphe Sax, der wurde am 6. November im belgischen Dinant geboren, heute vor präzise 200 Jahren. Was man doch auch hören soll in der Stadt, und deswegen gibt es Sax zu Ehren heute am Donnerstag ab 15 Uhr eine Klangmeile auf dem Breitscheidplatz mit massig Saxofonmusik (weitere Veranstaltungen in Berlin zum 200. Sax-Geburtstag finden sich auf www.sax200.de). Ziemlich gut auf das Instrument versteht sich auch Barbara Thompson, die sich wegen ihrer Parkinsonerkrankung eigentlich bereits vom Livegeschäft verabschiedet hatte, jetzt aber dank eines neuen Medikaments, wie es heißt, doch wieder auf die Bühne kann – und deswegen mag man zur tätigen Sax-Verehrung heute am Donnerstag auch zu Colosseum ins Kesselhaus gehen, der britischen Jazzrock-Institution, die es im Zweifel durchaus eher elegant angeht statt kraftmeiernd – wenn nicht gerade Jon Hiseman sein obligatorisches mehrminütiges Schlagzeugsolo kloppt (Knaackstr. 97, 20 Uhr. 32 €).

Jetzt ist aber wieder mal Schluss mit dem Saxofon, das ja jüngst in der Süddeutschen Zeitung im Rahmen einer Pink-Floyd-Würdigung so hübsch als Softporno-Instrument geschmäht wurde. Im Folgenden tendenziell mehr die Gitarre.

Ein gutes Dutzend davon gibt es am Freitag im Renaissancetheater bei der Aufführung von „Acoustic Counterpoint“ zu hören, der hübsch dahinperlenden Minimal-Meditation von Steve Reich, die – in der elektrischen Variante – 1987 erstmals von Pat Metheney eingespielt wurde. Im Renaissancetheater spielt Àlvaro Pierri den Sologitarrenpart, das Konzert ist der Auftakt des bis Sonntag dauernden fünften Festivals der International Guitar Academy Berlin (Knesebeckstr. 100, 20 Uhr, 15/10 €).

An die Dringlichkeit der Gitarre glaubt man auch bei Tamikrest, den hypnotischen Tuareg-Rockern am Dienstag im Frannz mit einem wüstensandgestrahlten Blues, mit dem man endlich einmal den Southern-Rock neu definieren darf: das hier ist ein „Sweet Home Sahara“. So mitreißend wie nur die besseren (frühen) Momente der Allman Brothers Band (Schönhauser Allee 36, 21 Uhr, VVK: 18 €).

Und Ela Stiles aus Sydney, Australien. Nur Gitarre, etwas Hall und eine Stimme, bei der man sich nicht wundern müsste, wenn man da plötzlich ein elisabethanisches Madrigal hören würde. Geht auch ohne Gitarre, nur vokal mit Stimmexperimenten und Drones. Dann klingt es fast wie Meredith Monk. Am Mittwoch im Ausland (Lychener Str. 60, 21 Uhr).

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