Der Neid der Konkurrenz

Der 1. FFC Frankfurt feiert zum Abschluss der Bundesligasaison den sechsten deutschen Meistertitel. Erfolgsmanager Siegfried Dietrich weiß, dass nachhaltige öffentliche Aufmerksamkeit nur durch internationale Erfolge zu erreichen ist

BERLIN taz ■ Die Frauenfußballwelt ist wieder in Ordnung für Siegfried Dietrich. Der Manager des 1. FFC Frankfurt atmete schon vor Wochenfrist tief durch. Sein Klub hatte am vorletzten Spieltag durch ein 9:0 bei Bad Neuenahr den Titelgewinn sichergestellt. Nach dem letzten Heimspiel gegen Absteiger FFC Brauweiler-Pulheim gestern im Frankfurter Stadion am Brentano-Bad bekamen die Frankfurterinnen von DFB-Präsident Theo Zwanziger den Meisterpokal überreicht. Endlich kann Dietrich wieder über seine wahren Zeile sprechen, über Erfolge, die er sich von seiner Mannschaft im Uefa-Pokal der Landesmeister erhofft, über eine weitere Professionalisierung seines Klubs, die ohne internationale Perspektive kaum zu realisieren sein dürfte. Zum fünften Mal hat Frankfurt nun Pokal und Meisterschaft in einem Jahr gewonnen. Es herrscht wieder Normalität in Frauenfußballdeutschland.

Und dennoch war eine merkwürdige Saison für den 1. FFC Frankfurt. Denn obwohl der Klub mit einen Rekordetat von 700.000 Euro allen anderen Vereinen weit überlegen ist, gelang nicht, sich früh abzusetzen vom FCR Duisburg, dessen junge Mannschaft erst gegen Ende der Saison den Anschluss verloren hat. Stürmerin Birgit Prinz, in den Augen von Bundestrainerin Sylvia Neid einmal mehr die überragende Spielerin der Liga, ist da ganz ehrlich. „Über die gesamte Saison waren wir gar nicht so überlegen, wie es jetzt aussieht. Gerade in der Hinrunde haben wir viele Spiele nur knapp gewonnen“, hatte die Nationalspielerin nach dem Spiel in Bad Neuenahr gesagt.

Die Liga-Saison war alles andere als ein Schaulaufen für die Frankfurterinnen, die oft ein wenig verkrampft wirkten beim Ansinnen, die Vorsaison vergessen zu machen, als kein einziger Titel nach Hessen ging. Die Sponsoren, die Siegfried Dietrich als nimmermüder PR-Mann in Sachen Frauenfußball immer wieder vom Projekt FFC Frankfurt überzeugen kann, dürften erst einmal zufrieden gestellt sein. Allen voran die Großbank, die in dieser Saison erstmals als Trikotsponsor in Erscheinung getreten ist. Um nachhaltig aufzufallen, da ist sich Dietrich sicher, müssen nun internationale Erfolge errungen werden. Die Verpflichtung von Stürmerin Conny Pohlers von Turbine Potsdam ist ein eindeutiges Signal in diese Richtung. „Für uns und unsere internationalen Ziele müssen wir so handeln“, entgegnet Dietrich allen, die ihm vorwerfen, er mache derartige Geschäfte allein deshalb, um die nationale Konkurrenz zu schwächen. Ein wenig schelmisch blickt der Macher vom Brentano-Bad meist drein, wenn er mit derartigen Vorwürfen konfrontiert wird. Den Neid der Konkurrenz betrachtet er als Anerkennung.

Mit Interesse beobachtet er die Bestrebungen anderer Klubs, ihre Arbeit zu professionalisieren. Dabei machen auch Frauenteams einiger Männerbundesligisten, allen voran der VfL Wolfsburg, große Anstrengungen. Dietrich kann gelassen bleiben – zu groß ist derweil noch der Vorsprung der Frankfurterinnen vor der Konkurrenz.

ANDREAS RÜTTENAUER