Zwei gegen den Rest der Bauwelt

Im niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Baugewerbe beginnt der Arbeitskampf. Auch Hamburg betroffen

Andreas Suß nennt die Situation „idiotisch“: Da hätten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf einen Tarifkompromiss für die bundesweit 700.000 Bauleute verständigt, „und dann zwingen uns zwei kleine Baugewerbeverbände in einen Arbeitskampf“, entrüstet sich der Chef der IG Bau-Agrar-Umwelt (BAU) in Hamburg. Mit seinen Kollegen in Schleswig-Holstein und Niedersachen organisiert er seit gestern Morgen Warnstreiks und erste Urabstimmungen.

„Wir sind seit dem Morgen sieben Uhr mit 14 Teams unterwegs“, sagt Andreas Grundmann, Regionalleiter in Schleswig-Holstein. Auf 40 Baustellen sei es zu Warnstreiks gekommen, 70 waren in Niedersachsen betroffen. Auch in Hamburg rückten Streik-Trupps aus. „Die Handwerker aus den Nachbarländern arbeiten zum Teil auf Hamburger Baustellen“, sagt Suß.

Die Beschäftigten haben ihm zufolge drei Alternativen: Sie stimmen gleich vor Ort ab, später in einem Büro der IG BAU oder per Post. Am kommenden Wochenende werden die Stimmzettel ausgezählt. So könnte der Arbeitskampf schon am nächsten Montag beginnen.

Als einzige Baugewerbe-Verbände haben die in Niedersachsen und Schleswig-Holstein dem Schlichterspruch von Ex-Minister Wolfgang Clement nicht zugestimmt und dadurch den bundesweiten Kompromiss gekippt. Den wahren Grund für die Blockade nannte der Chef des Baugewebes in Niedersachsen, Hans Espel, gestern im ARD-Fernsehen: Demnach streben die Nord-Verbände das Ende des Flächentarifvertrages an.

Indes forderte der Hauptgeschäftsführer des deutschen Bauhauptgewerbes, Michael Knipper, von den Nord-Verbänden, den Schiedsspruch anzunehmen. Auch Schlichter Clement zeigt sich über das Verhalten der Regionalverbände vergrätzt: Espel bewege „sich da hinter der Linie der Vernunft“. KVA