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FÜR FEMINISTISCH-ANTISEXISTISCHEN FRAUEN-FUSSBALL!Eine einzige üble Sexisten-Macker-Kack-Scheiße!

kritisiert den Porno-Sender ZDF

DENIZ YÜCEL

Frauen-Fußball ist ein anderer Sport? Von wegen! Leider! Diese WeltMEISTERschaft ist eine einzige üble Sexisten-Macker-Kack-Scheiße! Anstatt das Projekt eines autonomen Frauen-Fußballs umzusetzen und Freiräume für Frauen-Lesben-Mädchen zu vernetzen, werden die verkrusteten Strukturen des patriarchalen Männer-Fußballs 1:1 kopiert!

Der Männer-Verein FIFA, WM-AusRICHTER, bestimmt die Regeln. Und diese von Männern für Männer gemachten Regeln werden den Frauen – ohne Rücksicht auf ihre Bedürfnisse, Gefühle, Träume – brutalst aufgezwungen. Wie bei den Männern zählen nur Tore, Siege, Pässe, wird „ausgewechselt“ und auf „Abseits“ entschieden.

Und auch bei den Frauen HERRSCHT ein sozialdarwinistisch-neoliberales Auslese-Prinzip. Schon nach drei Spielen ist für die Hälfte der Frauschaften alles vorbei: „Acht der 16 Teams scheiden nach der Vorrunde aus, danach geht es im K.-o.-System weiter“, bestätigt taz-Expertin Simone Schmollack (46). Und dieses maskulin-archaische Auslese-Prinzip („Turnier“!) geht erbarmungslos weiter – bis nur EINe WeltMEISTERin übrig ist. Der Rest? Verspottet, verachtet, vergessen!

Dieser Konkurrenz-Druck führt dazu, dass Frauen auf ihre Mit-Frauen losgehen – wie bspw. beim „Spiel“ Deutschland gegen Nigeria. Zugleich ermächtigt sich dieses gnadenlose Reglement der KÖRPER der Frauen, zwingt sie dazu, „weiter, immer weiter“ (Oliver Kahn, jetzt 41) zu machen – auch dann, wenn ihre KÖRPER rebellieren: Die Kanadierin Christine Sinclair (28, Nasenbein-Bruch) lief mit Maske auf, die Japanerin Saki Kumagai (20, Kopf-Platz-Wunde) mit Kopf-Verband, der Französin Berangere Sapowicz (27, Rot) droht gar eine fiese FIFA-Sperre … keine Frauschaft, die nicht bereits Opferinnen zu beklagen hätte!

Auch innerhalb der einzelnen Frauschaften wüten dieselben männlichen Konkurrenz-Mechanismen: Die offensichtlichste Opferin ist Birgit Prinz (33). Kaum lief es einmal – an männlichen „Erfolgs“-Kriterien gemessen – für sie nicht „rund“, schlug die Medien-Meute auf sie ein („Oma Prinz“) – bis Silvia Neid (47) nachgab und an Stelle von Prinz eine aufgebrezelte Hetera-Barbie-Püppchen-Männer-Fantasie namens Lira „Lolita“ Bajramaj (23) nominierte, die vom Feminismus nichts wissen will!

Dabei hat der Frauen(!)-Fußball den Feminismus bitter nötig: „Ich will gut aussehen, gucke auf mein Äußeres“, schnattert Simone Laudehr (24). „Für mich zählt nur die Leistung“, behauptet Inka Grings (32). Aber beides – die (Selbst-)Inszenierung als Sexual-Objekt und die Orientierung an männlichen Kriterien („Leistung“, „Erfolg“) – bedeutet Unterwerfung unters (Fußball-) Patriarchat. In der deutschen Frauschaft zählen Solidarität, Rücksicht und Gemeinschaft darum nichts: „Ich mag keine Sportlerinnen, die rumheulen“, tönt Nadine Angerer (32).

So werden Frauen zu (Sexual-) Objekten gemacht: Nicht nur, dass MAN(N) ständig über die sexuelle Orientierung der Fußballerinnen spekuliert, über Frisuren und Fashion-Schnick-Schnack redet und auf TRIKOTTAUSCH wartet. Auch die Übertragung der WM-„Spiele“ wird als einziger ekelhaft-sexistischer Porno inszeniert: „Geht an die Latte“, „Stellungs-Spiel“, „französische Technik“, dazu: „FreiSTOSS“, „EckSTOSS“, „StrafSTOSS“, AbSTOSS“, „AnSTOSS“, aber auch: „Bei Eckbällen sieht die MANN(!)schaft schlecht aus“, sabbelte Moderator Norbert Galeske bei Deutschland gegen Frankreich im Porno-Sender ZDF – als ob es beim Fußball ums „Gut-Aussehen“ gehen würde!

Mögen Alice Schwarzer (68) und andere mit dem Strom schwimmen und auf den sexistisch-nationalistischen Zug aufspringen („zitterte mit angehaltenem Atem um ein deutsches Tor“) – insgesamt ist das Interesse der Frauen an dieser Veranstaltung von Alt-Männern (FIFA-Boss Sepp Blatter: 75, DFB-Boss Theo Zwanziger: 66) für Alt-Männer (79-Prozent-Rekord-Quote bei Fernseh-ZuschauERN über 69!) zu Recht zunehmend abnehmend!

Feministische Emanzipation wäre, wenn die Spielerinnen um des Spielens willen MIT- (nicht: GEGEN-)EINANDER!) spielen würden. Alle könnten gemeinsam zuerst auf das eine und dann auf das andere Tor spielen, könnten mit ihren Mit-Frauen Tore schießen und sich schwesterlich darüber freuen. Und am Ende würden alle den Pokal bekommen! Denn: Wo es WeltMEISTERinnen gibt, gibt es WeltDIENERinnen. Frauen aber wollen weder MEISTERin noch DIENERin sein! Sie wollen Frauen sein!

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