Global Player denkt lokal

In Norwegen soll eine große Zeitungsfusion ausländische Investoren abwehren

Auf dem norwegischen Tageszeitungsmarkt ist eine neue Fusionsrunde eingeläutet. Wo bislang drei Akteure – Schibsted, David Montgomerys Mecom und A-Pressen, die Reste eines sozialdemokratischen Zeitungskonzerns – dominieren, will nun Marktführer Schibsted die Konkurrenz abhängen. Dazu soll die in Oslo erscheinende auflagenstärkste Abonnementzeitung Aftenposten mit drei großen Regionalzeitungen fusionieren. Eine wahrlich marktbeherrschende Stellung wäre das Resultat. 42 Prozent der Auflage aller Tageszeitungen und sogar 78 Prozent der zehn auflagenstärksten Zeitungen im Lande würden damit aus dem Schibsted-Verlag kommen, hat der Journalistenverband errechnet.

Das ist zu viel, sagt die Medienbehörde Medietilsynet. Nach einem 1997 verabschiedeten Mediengesetz darf kein Verlag mehr als ein Drittel der Zeitungsauflage allein beherrschen. Das Gesetz sei angesichts der rapiden Änderungen des Medienmarkts nicht mehr zeitgemäß, meint man dagegen bei Schibsted. Hindere es doch einheimische Verlage am Wachsen, gebe aber keine Handhabe gegen Aufkäufe aus dem Ausland. Die Fusionspläne für den norwegischen Tageszeitungsmarkt waren von Schibsted im vergangenen Jahr aus der Schublade geholt worden, als David Montgomery mit dem Kauf von Orkla-Media in den norwegischen Medienmarkt eingedrungen war. Man müsse die einheimischen Reihen schließen, damit nicht ausländische Investoren die norwegische Presse an sich reißen würden, argumentiert Schibsted. Ein Akteur, der zwar in Deutschland mit seinem Gratiszeitungskonzept „20 Minuten“ gescheitert war, aber mittlerweile selbst als Global Player in 20 Ländern auf drei Kontinenten aktiv ist.

Fraglich ist, ob das nationale Fusionsrezept zur Abwehr ausländischer Heuschrecken erfolgversprechend ist. Oder nicht eher im Gegenteil damit Schibsted selbst für diese zu einem interessanten Aufkaufhappen gemacht wird. Der norwegische Zeitungsmarkt ist klein, aber fein: Die NorwegerInnen sind die eifrigsten Zeitungsleser der Welt, die Wirtschaft boomt und mit gedrucktem Papier lässt sich noch Geld verdienen. Kein Wunder also, dass der US-Medienkonzern Forbes bereits als möglicher Schibsted-Interessent im Gespräch ist. RWO