unterm strich
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Ousmane Sembène ist tot. Der senegalesische Filmemacher starb am Samstag im Alter von 84 Jahren in seinem Haus in Dakar. Sein Werk umfasst literarische Texte, darunter die in deutscher Übersetzung vorliegenden Romane „Guelwaar. Ein Held der Zukunft“ und „Xala. Die Rache des Bettlers“, aber vor allem Filme. Der erste, „L’Empire Sonhrai“, entstand 1963 und ist ein Dokumentarfilm über die Geschichte des Songhai-Reiches. Der letzte, „Mooladé – Bann der Hoffnung“, entstand 2004 und ist ein überzeugendes filmisches Lehrstück wider die Praxis der Genitalverstümmelung. Vor einem Jahr lief der Film auch in unseren Kinos. Wegen der Reichhaltigkeit seines Schaffens und wegen seiner entschiedenen antikolonialen Haltung war Sembène eine Vatergestalt für das Kino in Afrika (ausführlicher Nachruf folgt morgen).

Das auf einer Vorlage des Dramatikers Frank Wedekind beruhende Rock-Musical „Spring Awakening“ („Frühlingserwachen“) ist als großer Sieger aus der diesjährigen Verleihung der renommierten Tony-Awards, der Theater-Oscars, in New York hervorgegangen. Die Broadway-Fassung des gesellschaftskritischen Dramas erhielt am Sonntagabend die Rekordzahl von acht Auszeichnungen, unter anderem den Preis für das Beste Musical. Das Stück, das Wedekind Anfang des 19. Jahrhunderts schrieb, behandelt satirisch die Ängste heranwachsender Jugendlicher.

Und zu guter Letzt noch die täglichen Waldschlösschenbrücken-News aus Dresden. Nach Ausreizen aller juristischer Möglichkeiten zur Verhinderung des Brückenbaus will die Stadt Dresden nun mit Alternativentwürfen den zu erwartenden Verlust des Unesco-Welterbe-Titels abwenden. Stimmt der Stadtrat am Dienstag in einer Sondersitzung der Auswahl eines Gutachtergremiums zu, sollen die Alternativen zur Sitzung des Unesco-Welterbekomitees (23. Juni bis 2. Juli) in Christchurch (Neuseeland) vorgelegt werden. Entsteht die Brücke wie ursprünglich geplant, droht dem Dresdner Elbtal die Aberkennung des Titels. Dies wäre ein bisher einmaliger Vorgang in der Geschichte der Welterbe-Konvention. Die Stadt hatte am Freitag sechs neue Entwürfe gezeigt, von denen Gutachter zwei weniger kompakte Brücken bevorzugten. Sie zeigten laut Jury „einen schlichten Steg auf leichten Füßen“. Damit heben sie sich deutlich von der bisher geplanten Brücke ab, die auf massiveren Pfeilern ruht und bei der ein Betonbogen den Flusslauf überspannt. Unklar ist aber, ob der Bau einer anderen Brücke rechtlich noch möglich ist. Wir berichten weiter von diesem wohl interessantesten Brückenplanungsverfahren der jüngeren Weltgeschichte.