„Ich weiß nicht, wie wir das hinkriegen sollen“

VRR-Vorsteher Herbert Napp findet es „ärgerlich“, dass das Land die ÖPNV-Kürzungen des Bundes nicht ausgleicht

Herbert Napp, 60, ist CDU-Bürgermeister von Neuss und Verbandsvorsteher des VRR. Er sitzt im Landesvorstand des NRW-Städtetages.

taz: Herr Napp, mit dem neuen Nahverkehrsgesetz gibt das Land die Kürzungen des Bundes an die Verkehrsverbünde weiter. Wie böse sind Sie auf Verkehrsminister Oliver Wittke?

Herbert Napp: Es ist ausgesprochen misslich, dass wir die Kürzungen eins zu eins auffangen sollen. Ich kann mir auch noch nicht vorstellen, wie wir das finanziell hinkriegen sollen. Eigentlich hätte das Land uns da unterstützen müssen. Dass dies nicht so ist, macht mich schon sehr ärgerlich.

Können Sie mit der Bahn noch auf Augenhöhe über die Vergabe neuer Strecken zu verhandeln?

Wir haben immer hart verhandelt, aber manchmal war der Gegner noch härter. In Zukunft werden wir noch mehr Druck machen und noch mehr Strecken ausschreiben, so dass auch andere Unternehmen eine Chance haben.

Sie haben viele Linien langfristig an die DB vergeben, weil Sie sich Rabatte versprochen haben. War das falsch?

Nein. Wir wollten nicht nur die Rabatte, sondern auch Qualität. Und was die Hardware, also die Züge angeht, bekommt man die bei der Bahn nur mit langfristigen Verträgen. Wenn es nun so ist, dass man Rabatte und Qualität nicht mehr zusammen bekommt, müssen wir eben umdenken. Wir hatten mit der Bahn lange ein wechselseitiges Vertrauensverhältnis, aber das ist stark gefährdet.

Können Sie angesichts des Defizits Ihres Verbandes ausschließen, dass Sie künftig wieder dieselben Knebelverträge unterschreiben müssen?

Schon bei Asterix konnte Häuptling Majestix nicht ausschließen, dass ihm irgendwann der Himmel auf den Kopf fällt. Und natürlich können auch wir unser Defizit nicht unendlich ausdehnen, denn dafür müssten irgendwann die Kommunen aufkommen. Aber keine Angst, so schwach ist unsere Position nicht: Die Bahn weiß auch, dass sie einen Partner wie uns nicht ewig vor den Kopf stoßen kann.

Künftig wird es zu den neun Verkehrsverbünden noch drei Dachverbände geben. Stärkt das Ihre Position oder sorgt das nur für Durcheinander?

Die Reform war leider der einzig machbare Kompromiss. Mir wäre eine reine Dreierlösung lieber gewesen, denn da hätte man kostengünstiger und stringenter zusammenarbeiten können. Aber der Widerstand war zu groß.

Weil zu viele Politiker Angst um ihre Pöstchen hatten?

Das war bei Einigen sicher die wesentliche Motivation.

INTERVIEW: KLAUS JANSEN