Warschau gut, Wien schlecht

BAHN Zugverbindungen von Berlin in den Osten unterscheiden sich

Stettin: Fahrgäste sind sowohl Touristen als auch Pendler. Außer in den zwei durchgehenden Zügen muss man in Angermünde umsteigen. Die Strecke soll verbindlich bis 2020 ausgebaut werden. Dann würde die Fahrzeit weniger als anderthalb Stunden betragen. Noch sind es mehr als zwei Stunden. Tendenz positiv.

Kostrzyn: Fahrgäste sind vor allem Pendler. Seit Dezember 2006 betreibt die private Niederbarnimer Eisenbahn die Regionalstrecke auf der ehemaligen Ostbahn-Trasse mit modernen Triebfahrzeugen. Es gibt einen Stundentakt und inzwischen auch gute Anschlüsse nach Landsberg an der Warthe (Gorzów Wielkopolski). Mit täglich bis zu 1.000 Fahrgästen die höchste Auslastung zwischen Deutschland und Polen. Alles bestens.

Warschau: Fahrgäste sind Touristen und Geschäftsreisende. Seit 2002 betreiben die Deutsche Bahn und die polnische PKP gemeinsam den Berlin-Warszawa-Express mit Halt in Posen (Poznań). Nach dem Ausbau der Strecke in Polen auf bis zu 160 Stundenkilometer beträgt die Fahrzeit fünf Stunden 24 Minuten. Der deutsche Ausbau, insbesondere auf Berliner Gebiet, lässt auf sich warten. Tendenz leicht positiv, wünschenswert wäre ein Hochgeschwindigkeitszug.

Breslau: Den Eurocity Wawel benutzten vor allem Touristen. Mit knapp fünf Stunden Fahrzeit war er nicht konkurrenzfähig gegenüber der Straße – die Verbindung wird im Dezember eingestellt. Wiederaufnahme fraglich. Noch keine Entscheidung über Elektrifizierung. Tendenz: Entweder umsteigen in Dresden oder Posen.

Prag: Vor allem von Touristen stark befahrene und hochrentable Eurocity-Verbindung über Dresden. Wird abwechselnd von DB, der tschechischen ČD und der österreichischen ÖBB betrieben. Zum Fahrplanwechsel entfällt der „Eurocity Vindobona“ über Prag nach Wien und Villach. Die Gründe: Die Kooperation der Deutschen Bahn mit der ČD wurde gekündigt, und der Versuch, mit einem privaten tschechischen Bahnunternehmen zu kooperieren, scheiterte. Fazit: Prag bleibt weiterhin gut angeschlossen, Wien aber rückt in weite Ferne. UWE RADA