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SOS vom Gleisdreieckpark

MÖCKERNKIEZ IN GELDNOT

War der Baubeginn ohne Finanzierungszusage naiv oder gar fahrlässig?

Der Möckernkiez sollte ein typisch kreuzbergisches Gegenmodell werden: genossenschaftliches Bauen statt mit Investoren, sozial, energieeffizient und behindertengerecht. Ein autofreies Ökoviertel mit 460 Wohnungen am Gleisdreieckpark mitten in der Innenstadt. Die Verwirklichung einer Utopie.

Nun scheitert das Projekt möglicherweise an Geldnot: Nach wie vor gibt es keine Finanzierungszusage der Banken. Von den rund 125 Millionen Euro, die das Ganze kosten soll, hat die Genossenschaft bei ihren Mitgliedern 27 Millionen gesammelt – und bereits weitgehend verbaut. Der Rest fehlt. Die Bauarbeiten wurden gestoppt.

Für die Genossen, die am Dienstag zur Versammlung in die Heilig-Kreuz-Kirche kamen, eine besorgniserregende Situation. Viele bangen um ihr Geld. Auch fragt man sich, ob es vom Vorstand der Genossenschaft nicht naiv oder gar fahrlässig war, ohne feste Finanzierungszusage mit dem Bau zu beginnen.

Dem ursprünglichen Anspruch der soziale Mischung wurde das Projekt schon länger nicht mehr gerecht: Weil Geld fehlte, müssen Genossen inzwischen 40 Prozent der Baukosten ihrer Wohnung selbst bezahlen – bei 100 Quadratmetern immerhin 92.000 Euro. Längst nicht jeder aus der Kreuzberger Nachbarschaft kann also mitmachen.

Ein Scheitern des Möckernkiezes wäre ein kleines Drama. Nicht nur für die betroffenen Mitglieder, die ihre Ersparnisse investiert haben. Auch für die Stadt wäre es ein trauriges Signal: Bauen geht offenbar doch nur mit richtig viel Knete – und den entsprechenden Aussichten auf Profit. ANTJE LANG-LENDORFF

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