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LIEBESERKLÄRUNG„Wetten, dass..?“

US-STARS LASSEN KEIN GUTES HAAR AN DER FERNSEHSHOW. DABEI HATTE SIE SO VIEL CHARME – BIS DIE STARS KAMEN

Hollywoodschauspieler Tom Hanks sagte es bereits vor zwei Jahren: „In den USA würde jeder, der für diese Show verantwortlich ist, gefeuert.“ Seine Kollegin Halle Berry fühlte sich auf dem Sofa lost in translation, und zuletzt beklagte sich Will Arnett bei US-Talker Jimmy Kimmel, dass kein Witz funktionierte und die Verantwortlichen wohl versucht hätten, ihn in den Nervenzusammenbruch zu treiben. „Wetten, dass..?“ sei der schlimmste Albtraum amerikanischer Stars, fasste das US-Magazin New Republic in dieser Woche zusammen.

Das stimmt aber leider nicht. Umgekehrt ist es richtig: Amerikanische Stars sind der schlimmste Albtraum für „Wetten, dass..?“ – und damit auch für die Zuschauer. Denn Frank Elstners Spielidee, ein paar Leute mit verrückten Wetten antreten, Prominente auf den Ausgang wetten zu lassen und am Ende das Publikum zu befragen, was ihm am besten gefallen hat, ist gut. Damals wie heute.

Dann allerdings kamen sie, die Stars, und planierten mit ihren Kurzauftritten jeden Charme, zeigten ihre Verachtung fürs Publikum – und das ZDF spielte bei alldem mit. In den 90er Jahren gerieten die Verhältnisse völlig aus den Fugen. „Wetten, dass..?“ wurde zu einer einzigen Produktplatzierungsshow: neuer Film, neue CD, neues Parfüm. Laber, laber, laber. Die Wetten wurden an den Rand gedrückt und pflichtschuldig an- und abmoderiert. Es ist ein Wunder, dass sich das Publikum so lange die vielen gelangweilten US-Stars antat.

Das Ende von „Wetten, dass..?“ im Dezember ist folgerichtig: Die Sendung ist zu einer Qual geworden – für die Gäste, die Zuschauer, den Sender.

Nur dass die ursprüngliche Show nichts dafür kann, denn „Wetten, dass..?“ war eine schöne Spielshow, war liebenswert, war manchmal spannend, war stellenweise peinlich, war immer wieder beeindruckend. War, war, war, war, war. JÜRN KRUSE

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