Puschkin an Putin: Baldin behalten

In Moskau ging es gestern wieder mal um Bremen. Genauer: Um all die Rembrandts und Rubens’ der „Baldin-Sammlung“, die ursprünglich der Bremer Kunsthalle gehörten, seit dem Zweiten Weltkrieg jedoch in Russland lagern. Dort sollen sie auch bleiben: Das war – zusammengefasst – die Botschaft einer Pressekonferenz, zu der sich eine eigentümliche Allianz im Puschkin-Museum eingefunden hatte. Neben Nikolaj Gubenko, Kulturausschussvorsitzender der Duma und altgedienter Rückgabe-Blockierer, war unter anderem auch Botschafter a. D. Valentin Falin zugegen, dessen privater Beutekunst-Besitz immer wieder für Kopfschütteln sorgt.

Bereits 15 Jahre dauert das machtpolitische Pingpong um die Restitution der insgesamt 362 Meisterzeichnungen. Vergangene Woche begann ein neuerlicher Schlagabtausch: Die Itogi, ein der Gazprom gehörendes Wochenmagazin, hatte über die baldige Rückgabe der Sammlung berichtet – ohne allerdings eine konkrete Quelle zu nennen. Tags darauf dementierte der russische Kulturminister. Im besten Fall könne man den Vorgang als „Versuchsballon“ interpretieren, sagt Osteuropa-Experte Wolfgang Eichwede von der Bremer Universität. 2003 hatte Putin einen Rückgabevertrag wieder zurückgezogen, nach dem die Gubenko-Fraktion einen nationalistischen Empörungssturm initiiert hatte. Die Wirkung der gestrigen Pressekonferenz bleibt abzuwarten. Putin und Merkel treffen sich im Oktober. HB