Kameruner beschuldigt Polizei

Nach einer Schlägerei zwischen einem Schwarzen und einem Polizisten ermittelt die Staatsanwaltschaft. Der Student behauptet, er sei als „Nigger“ beschimpft worden

BERLIN taz ■ Nach einer Schlägerei mit einem Bereitschaftspolizisten in Cottbus erhebt ein Kameruner schwere Vorwürfe gegen den Beamten. Der Lausitzer Rundschau sagte der Student, er sei von dem Polizisten als „Nigger“ beschimpft und mit einem Faustschlag verletzt worden. Daraufhin habe er sich gewehrt.

Der Polizist, der nicht im Dienst und alkoholisiert war, behauptet hingegen, er sei als „Nazi“ beschimpft worden. „Wir haben widersprüchliche Angaben der beiden und können noch nicht bewerten, ob das eine Prügelei oder ein rechtsradikaler Übergriff war“, sagt Oberstaatsanwältin Petra Hertwig. Der Vorfall ereignete sich in der Nacht zum 26. Mai im Zentrum von Cottbus, wurde aber erst jetzt öffentlich bekannt.

Zunächst soll es zu verbalen Ausschreitungen und dann zu einer Schlägerei zwischen den beiden Männern gekommen sein. Der Bereitschaftspolizist habe dabei „den Kürzeren gezogen“, sagt der zuständige Dienstgruppenleiter der Cottbusser Polizei, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Der Polizist musste noch in derselben Nacht wegen eines Schlüsselbeinbruchs operiert werden. Bis heute steht Aussage gegen Aussage.

Der Kameruner sagte in der Lausitzer Rundschau weiter, dass er bei der Vernehmung keinen Dolmetscher gehabt habe. Obwohl er wegen seiner schlechten Deutschkenntnisse den Inhalt kaum verstanden habe, hätte er ein Papier unterschreiben müssen. „Dazu haben wir einen anderen Erkenntnisstand“, entgegnet der Dienstgruppenleiter. „Er selbst wollte keinen Dolmetscher, jetzt erzählt er was anderes.“ Michael Wegener, Integrationsbeauftragter der Stadt Cottbus, hält den Studenten aber für glaubwürdig. „Rechtsextreme Tendenzen gab es schon in der Bundeswehr, also warum soll es sie nicht bei der Polizei geben?“, sagte Wegener.

CIGDEM AKYOL