Milchprodukte sind Mangelware

EU, USA und Israel signalisieren Einlenken gegenüber neuem Kabinett in Ramallah

JERUSALEM taz ■ Seit knapp einer Woche ist der Gaza-Streifen von der Umwelt abgeschnitten. Schon jetzt sind kaum noch Milchprodukte zu bekommen. Die Lebensmittelhändler lassen die Preise für Grundnahrungsmittel, für Windeln, Trockenmilch und Zigaretten in die Höhe steigen. 4.600 Lastwagen hätten seit vergangenem Mittwoch den Grenzkontrollpunkt Karni passieren sollen, der geschlossen ist, weil die Posten auf palästinensischer Seite verlassen sind.

Die westlichen Geberländer, darunter die EU, und Israel haben es eilig, die Finanzhilfe für das Westjordanland und die eingefrorenen palästinensischen Zoll- und Steuergelder loszueisen und an Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu überweisen, während der Gaza-Streifen vorerst außen vor bleibt. Salam Fajad, frischgebackener Premier-, Finanz- und Außenminister der von Abbas eingesetzten „Notstandsregierung“, steht vor der schweren Mission, den Gaza-Streifen einzubeziehen. Eine Kooperation mit der Hamas dürfte schwierig werden, da Ismael Hanijeh, geschasster Expremier, die neue Regierung nicht anerkennt.

„Die Hamas versucht, Dumpingpreise zu unterbinden“, berichtet Raed Athamna, Vater von sechs Kindern, aus dem nördlichen Gaza-Streifen. Noch gebe es Brot, Reis und frisches Gemüse zu kaufen, aber „sehr lange halten wir nicht mehr durch“, fürchtet Raed, der seit gestern unfreiwilliger Nichtraucher ist.

Bislang regelten Mitglieder der „Präventiven Sicherheit“ die Kooperation mit dem israelischen Grenzpersonal. Doch die Soldaten der Fatah-Einheit sitzen, soweit sie nicht fliehen konnten oder von den Kassam-Brigaden der Hamas getötet wurden, hinter Gittern. Die Hamas lehnte eine Zusammenarbeit mit Israel stets ab. Doch falls die Grenzposten nicht innerhalb der kommenden zwei Wochen wieder besetzt sind, droht eine humanitäre Katastrophe. SK