Brainstorm

Zwar nicht gleich für den Gang durch die Institutionen, aber für eine Fahrt durch den Straßenverkehr treffen sich FahrradfahrerInnen am Donnerstag zu einer „Critical Mass“. Durch die schiere Anzahl langsamer Unmotorisierter durch die Pulsadern der Mobilität soll für die Belange aller Nicht-AutofahrerInnen protestiert werden. Spontan und unhierarchisch geht es los, um 18 Uhr am Kennedyplatz. Pünktlich, es gilt die Straßenverkehrsordnung.

Derlei angepasste Massen-Bewegung wäre für die Kritiker der Frankfurter Schule nichts gewesen. Schon über den wesentlich wilderen Protest ihrer Studenten herrschte Uneinigkeit. Herbert Marcuse begrüßte den Aufstand der 68er, Theodor W. Adorno war skeptisch, ob sie eine progressive politische Rolle spielen würden. Den Disput der Philosophen hat der Politikwissenschaftler Henning Voigts in seinem Buch „Entkorkte Flaschenpost. Herbert Marcuse, Theodor W. Adorno und der Streit um die neue Linke“ skizziert. In der Diskussion um Emanzipation und Gewalt schieden sich Marcuse und Adorno besonders in der Frage der politischen Praxis. Dabei ging‘s damals noch für die Revolution auf die Straße, statt für die Rechte im Verkehr. In einem einführenden Vortrag zu seinem Buch im Infoladen Bremen wird Autor Voigts am Freitag um 20 Uhr fragen, „wie die Erfahrungen früherer Generationen heutigen Emanzipationsentwürfe helfen“. Fahrradstellplätze sind vorhanden.

Vieles würde sich umkehren, durch die Revolution. Gesellschaftlich, aber auch individuell. Das allerdings passiert manchmal auch schon heute, im Spätkapitalismus. „Plötzlich wird alles anders...“, so weiß es die Bremische Schwesternschaft vom Roten Kreuz, wenn etwa die Mutter im hohem Alter mit dem Fahrrad stürzt und zuhause Unterstützung benötigt. Informationen über Hilfsangebote im Alltag bekommt am Mittwoch am St.-Pauli-Deich 26, wer sich vorab unter ☎ 0421 - 55 99 392 anmeldet. Nicht spontan also, dafür aber sind keine philosophischen Vorkenntnisse nötig. jpb