Dreifacher Aufschlag auf dem Kometen

ROSETTA-MISSION Lange war unklar, ob Philae die unsanfte Landung auf dem Kometen halbwegs heil überstanden hat

■ Rosetta sowie die Landeeinheit Philae sind für die Untersuchung des Kometen mit zahlreichen wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet.

■ Die Fernerkundung ist Aufgabe des Rosetta-Orbiters. Zum Einsatz kommen Kameras und Spektrometer, die in sehr unterschiedlichen Wellenlängen arbeiten. Vom sichtbaren Spektrum über den UV-, Infrarot- und Mikrowellenbereich wird alles registriert, was auf oder in dem Kometen passiert.

■ Der Schweif (Form und Zusammensetzung) interessiert die Forscher ebenfalls. Mittels Ionendetektoren und Magnetometer können sogar Wechselwirkungen mit dem Sonnenwind erfasst werden.

■ Philae ist unter anderem mit Kameras und Spektrometer ausgestattet. Mit Radiowellen kann der Kometenkern durchleuchtet werden. Ein Minilabor erlaubt die Untersuchung von Proben, die mit einer Bohrvorrichtung gewonnen werden sollen.

■ Die Engergieversorgung übernehmen Solarzellen, die aber nur funktionieren, wenn sie auch Sonnenstrahlen abbekommen. (wlf)

VON PATRICK LOEWENSTEIN

Die Rosetta-Mission ist ein großer Erfolg für die Weltraumforschung. Erstmals hat eine Sonde einen Kometen mehrfach umrundet und einen Forschungsroboter auf ihm abgesetzt – mit keinem geringeren Auftrag, als Erkenntnisse über den Ursprung unseres Sonnensystems und des Lebens auf der Erde zu erlangen.

Berndt Feuerbacher, Initiator der Philae-Landeeinheit, spricht von Extremarchäologie. Schließlich entstand das Sonnensystem vor rund 4,6 Milliarden Jahren und der Komet 67p/Tschurjumow-Gerassimenko (genannt Tschuri) ist derzeit etwa 500 Millionen Kilometer entfernt.

Um kurz nach 17 Uhr am Mittwoch kam die Nachricht von der Landung. Zunächst feierten die ESA-Wissenschaftler in der Darmstädter Leitzentrale begeistert. Generaldirektor Jean-Jaques Dordain: „Wir öffnen die Tür zum Ursprung der Erde.“ Und Wissenschaftsdirektor Alvaro Giménez ergänzte: „Wir können die bisher beste wissenschaftliche Analyse eines der ältesten Bestandteile unseres Sonnensystems vornehmen.“ Andreas Schütz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt war da etwas vorsichtiger: Man sei „verhalten überglücklich“.

Das hatte Gründe: Die Kaltgasdüsen, die Philae auf Tschuri pressen sollten, hatten nicht ausgelöst, ebenso die Harpunen zur Verankerung. Zuletzt meldete die Esa am Mittwoch um 21:15 auf ihrer Webseite, es könnte zu einer „doppelten Landung“ kommen, Philae war also wegen der geringen Gravitationskraft wieder zurückgeprallt.

An der TU Braunschweig wurde Romap entwickelt, ein Gerät das per Magnetfeldanalyse die Position von Philae misst. Romap twitterte in der Nacht zum Donnerstag, dass es drei Kontakte gegeben habe: also eine dreifache Landung.

Auf Twitter wurde die Mission abgefeiert, Rosetta und Philae „schrieben“ sich gegenseitig. Nach dem Abkoppeln: „Endlich! Nach mehr als zehn Jahren strecke ich meine Beine aus“ und „erste Postkarte kurz nach der Trennung – und sie ist für mich! Meine neue Adresse: 67P!“ Da menschelte es mächtig.

Es gab auch Kritik: Im Vorfeld wurde die ESA teils heftig für ihren restriktiven Umgang mit Bildmaterial gerügt.

Romap twitterte in der Nacht zum Donnerstag, dass es drei Kontakte gegeben habe

Das erste auf Tschuri aufgenommene Bild wurde erst am Donnerstag um 11 Uhr freigegeben, obwohl der Kontakt mit der Sonde schon seit dem frühen Morgen möglich war. Auch suchte man neben dem Live-Stream einen guten Live-Ticker bei der ESA vergeblich.

Insgesamt war die Landung in vielen Medien wenig nachhaltig: So war sie schon drei Stunden später auf den letzten Platz vieler Radionachrichten gerutscht, und am nächsten Morgen oft ganz verschwunden. Mäßige ESA-PR bei einer Mission, die allein von Deutschland mit rund 300 Millionen Euro unterstützt wird.

Hätte die Nasa die Rosetta-Mission durchgeführt, wären Rosetta, Philae und Tschuri sicher zum Dauerhype geworden. Ob man sich das gewünscht hätte, sei dahingestellt. Der Erfolg der Mission selbst aber ist ein schöner Beweis dafür, dass es aus Europa auch mal wieder etwas Positives zu berichten gibt.